Das Neueste ...
Sie kennen ... |
... uns beide kaum oder noch gar nicht? Dann sind Sie auf unserer Willkommen-Seite am rechten Ort. Dort erhalten Sie erste Informationen zu uns, unserer Arbeit, unserem Leben – aber auch zu unseren Tätigkeiten und Freunden. Von dieser Seite aus finden Sie gut zu allen weiteren Hinweisen. ... Ulrike Bittner noch nicht und wollen mehr über sie wissen? Dann führt sie diese Seite weiter. ... Wolfgang J. Bittner noch nicht und möchten sich über ihn informieren? Dann klicken Sie hier. ... bereits uns beide?! Dann ist diese Seite mit den untenstehenden Neuigkeiten wahrscheinlich das Richtige für Sie. Lesen und Blättern Sie doch. Sie erfahren dabei, wo und wozu wir in letzter Zeit unterwegs waren. |
Auf dieser Seite ... |
... informieren wir Sie in der Form eines Journals über Neuigkeiten, die es bei uns bzw. in unserem beruflichen Umfeld gibt: was wir‹ erleben, was uns auffällt, was wir beobachten und was uns fragend macht. Interessiert? Echos freuen uns. Schreiben Sie an ulrike.bittner@bluewin.ch oder an wbittner@bluewin.ch. Wir antworten gerne und so schnell wir können› |
Immer wieder Neues ... |
Samstag, 30. November 2024 Ulrike schreibt: Wolfgang verfasst gerade den Rundbrief für die Freundinnen und Freunde der Fritz-Blanke-Gesellschaft. Die FBG ist ein Kreis von Menschen, denen daran liegt, Lebensthemen auf dem Hintergrund unserer Zeit vom christlichen Glauben her zu durchdenken. Faktisch unterstützt dieser Freundeskreis Wolfgangs Arbeit: die Studientage in Zürich, die Schweige-Exerzitien mit den Psalmauslegungen in Rasa, die seelsorgerlichen Gespräche und Briefwechsel. Wenn ihr den Rundbrief nicht bekommt, aber gern haben möchtet, dann meldet euch gern. Es geht auch ohne finanzielle Verpflichtung, ihr braucht kein schlechtes Gewissen zu haben. - Zur Bestellung reicht eine kurze Notiz an marco.wuergler@sdv-nidelbad.ch. Dem adventlichen Rundbrief sind ausführliche Beobachtungen und spannende Impulse zur Erzählung von Maria und Martha (Lukas 10,38-43) beigegeben. Diese Erzählung hat die Frömmigkeitstraditionen der westlichen Welt entscheidend geprägt und wirkt - indem die Erzählung als ‹wertend› verstanden wird - bis heute im Innenleben von Menschen nach. Die Beilage greift die Impulse auf, mit denen Wolfgang am vergangenen Wochenende in Basel/Riehen die Teilnehmenden angeleitet hat. Sie sind grossartig, finde ich. Wolfgang liest die Erzählung - mit Recht und gegen die vorherrschende Lesetradition - so, dass Jesu überhaupt nicht Kritik übt an Martha. Martha folgt den für Gastfreundschaft geltenden Regeln, und sie macht das gut! Warum es gleichzeitig notwendig ist, Maria und ihr Tun zu schützen - sie packt nicht mit an, sondern setzt sich in den inneren Kreis der Männer und hört Jesus zu - davon handeln die Impulse. Hier ist ein kleiner Abschnitt aus der Beilage zum Rundbrief, aus einem Abschnitt über Martha. Martha folgt den für Gastfreundschaft geltenden Regeln, bzw. Ordnungen. Das erkennt Jesus an. «Es gibt eine Ordnung der Gastfreundschaft, die ist richtig. Aber jede Ordnung, jede Regel, ist daraufhin befragbar, ob sie im jeweiligen Moment auch ‹notwendig› ist. Eine Ordnung oder eine Regel gilt nicht absolut, sie muss nicht immer und ohne Ausnahme eingehalten werden. Nach dem Motto: Es war schon immer so, und darum ist es auch jetzt fraglos so. Jesus sagt: ‹Es ist richtig, Martha, du hast viel Unruhe, und machst dir viel Arbeit. Aber die offene Frage ist: Ist all das Viele, was du tust, jetzt auch notwendig? Nein, nur weniges ist notwendig.› Für die Betrachtung können wir uns fragen: Welche Haltung haben wir selbst zur ‹Ordnung›? Es gibt Menschen, die innerlich frei sind in Bezug auf Ordnungen. Vielleicht sind sie unordentlich. Andere Menschen haben ein grosses Bedürfnis nach Ordnung. Sie kommen innerlich durcheinander, wenn ihre Ordnung gestört wird oder nicht durchgehalten werden kann. Beide können sich mit den Worten Jesu fragen: Was ist mein Verhältnis zur Ordnung, und was ist mein Verhältnis zur Notwendigkeit? Ist die Ordnung etwas, das ich unbedingt durchhalten möchte? Bestimmt sie – wie bei Martha – mein Leben und damit auch mein Urteil über andere? Welche Freiheit habe ich, wenn jemand anders sich Freiheit von einer Ordnung nimmt? Liegt das drin? Kann ich sogar entspannt sein, wenn jemand das macht? Kann ich mich mitfreuen über die Freiheit, die der andere hat? Oder akzeptiere ich diese Freiheit nur zähneknirschend, heisst, innerlich verurteilend? Warte ich sehnsüchtig darauf, dass die Ordnung möglichst schnell wiederhergestellt wird, oder spanne ich – wie Martha es tut – andere Menschen ein, damit sie für Ordnung sorgen?» Vor allem: was ist es, das so wichtig ist, dass ich mir gute Ordnungen und Regelungen egal sein lassen muss? Um dem zu folgen, was unbedingt notwendig ist? Und wie unterscheide ich, ob es die innere Stimme meiner Psyche ist, die mich auf Notwendiges hinweist, oder ob es ein Reden Gottes ist? ... Das alles in den Impulsen. Sonntag,24. November 2024 Wolfgang schreibt: Mit grosser Dankbarkeitund Freude bin ich heute vom Stille-Wochenende nach Hause gekommen. Zentrum unserer Besinnung waren die Geschwister Maria, Martha und Lazarus. Am heutIgen Gottesdienst haben wir Jesu Wort betrachtet, in dem er seine Jünger "von jetzt an" nicht mehr Knechte sondern Freunde nennt. Was bedeutet das? Eine Beziehung, in der ich "Knecht" (wie immer man das versteht) bin, baut auf dem Tun auf, also auf dem, was man zu leisten hat. Eine Verbindung dagegen,in der ich Freund eines anderen bin, baut auf einer geschenkten bzw. gewährten Beziehung auf. Es geht also durchaus um den Gegensatz zwischen einer Dienst-Beziehung, die auf meinem Tun, auf meiner Leistung aufbaut, und einer Freundschafts-Beziehung, die mir geschenkt wird. Nun könnte das Missverständnis entstehen, dass es in einer Freundschaftsbeziehung nichts mehr zu tun gibt bzw. dass unser Tun für den anderen bedeutungslos ist. Eigentlich weiss jeder von uns, dass das so nicht gemeint sein kann. Das Tun hat jedoch in beiden Beziehungen einen sehr verschiedenen Stellenwert. In einer Dienst-Beziehung gehört mein Tun zur Grundlage, auf der die Beziehung aufbaut. Es ist gewissermassen die Grund-Leistung, die ich zu erbringen habe. In einer Freundschaftsbeziehung werde ich ebenfalls viel tun. Aber mein Tun ist Ausdruck meiner Dankbarkeit und meiner Liebe. Die Beziehung zwischen zwei Freunden baut jedoch, auch wenn sie viel füreinander tun, nicht auf diesem Tun auf. Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: »KNECHTE ODER FREUNDE Sonntag, 17. November 2024 Ulrike schreibt: Wir haben heute eine grosse Rundfahrt vom Bürkliplatz aus über den Zürichsee gemacht. Das Schiff fährt im Zickzack bis nach Rapperswil und dann wieder zurück. Die Sonne schien, das Essen war gut und Wolfgang hatte - bzw. hat - heute Geburtstag. Am Abend war unser monatliches Treffen, in dem wir fortlaufend die Josefsgeschichte betrachten (1. Mose 46,31- 47,12). Wolfgang hat die Impulse vorbereitet: (1) Jakob begegnet in Ägypten seinem totgeglaubten Sohn Josef. Josef hat seinen Vater und seine Brüder nach Ägypten holen lassen. Nun sagt Jakob von sich selbst, "jetzt" könne er sterben. "Ich will nun gerne sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen habe, dass du noch lebst" (1. Mose 46,30). Für Jakob ist es jetzt gut und genug. Wie ist das: Wann ist es für mich genug? Wie weiss man schon vorher im Leben, was für einen selbst genug ist? Was braucht es, damit ich - wenn es soweit ist - sterben kann? (2) Josef begreift sich und seine Brüder als Menschen, die von Gott geführt werden. Gott macht es gut mit ihnen. Und gleichzeitig weist Josef die Brüder sehr genau an, was sie dem Pharao zu sagen haben. "Wenn euch nun der Pharao rufen wird und sagt: Was ist euer Gewerbe?, so sollt ihr sagen: ..." Indem Josef seine Brüder anweist, handelt er taktisch. Er möchte, dass sie und ihr Vieh die Bewiligung zur Niederlassung in Ägypten bekommen. Beides - dass sich ein Mensch von Gott geführt weiss und dass er klug handelt - schliesst sich nicht aus. Das meint auch Jesus, wenn er seinen Freunden sagt: "Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben" (Matthäus 10,16). Klug und mit Voraussicht zu handeln, widerspricht nicht dem Führen Gottes. Aber hinterhältig oder betrügerisch handeln, passt nicht mit Gottes Weise, mit uns unterwegs zu sein, zusammen. (3) Jakob ist Gast in Ägypten und erscheint vor dem Pharao. Zweimal heisst es: "Und Jakob segnete den Pharao" (1. Mose 47,7.10). Segnen meint einen Gruss. Und mit diesem Gruss spricht Jakob seinem Gegenüber Gutes zu. Er begegnet dem Guten, das ihm vom Pharao ganz praktisch entgegenkommt (dessen Gastfreundschaft), ebenfalls mit Gutem. Ich meine: Da könnte auch für uns heute etwas dran liegen: Dass ich dem anderen sage, was ich Gutes in ihm und an ihm sehe. Dass ich sein Gutes benenne, heisst: ihn segne. Sonntag, 10. November 2024 Ulrike schreibt: Viele von Euch wissen, dass ich gern schwimmen gehe. Letzte Woche war ich in einem Freibad am See, siehe das Foto oben. Kleiner Disclaimer: vorher war ich in der Sauna zum Aufwärmen, während andere Leute ‹einfach so› in den See gestiegen sind. Sie haben ihr Fahrrad am Seeufer abgestellt, die Kleidung ausgezogen und sind langsam ins Wasser gestiegen. Das Wasser hat etwa 14° zu Zeit. Mit der herbstlichen Sonne, dann auch der Abendsonne und dem gefärbten Laub war es wunderschön. Barfuss über die laubbedeckte Liegewiese zu laufen, ist ein Vergnügen für sich. Gestern waren Wolfgang und ich auf der Hebstmesse in Basel. Das ist eine Art Jahrmarkt. An manchen Orten in Basel gibt es vor allem Karussells, Bahnen und alle möglichen Fahrgeschäfte, an anderen Standorten stehen v.a. Buden mit Kunsthandwerk und Esswaren. Wir waren auf dem Petersplatz mit dem Hääfelimäärt, gleich neben dem Vorlesungsgebäude der Universität Basel. Weil wir ein bisschen zu früh - also vor 11 Uhr da waren - sind wir zuerst in den Botanischen Garten gegangen. Der liegt direkt hinter der Uni-Bibliothek. Es ist ein Aussengelände mit Steingärten und es gibt mehrere Gewächshäuser mit tropischen Pflanzen - unglaublich schön. Wenn ich allein in Basel bin und in der Nähe vom Spalentor, mache ich immer einen Abstecher ins Tropenhaus. Die Stille, das viele Wasser, die warme, weiche Luft und der kühle Nebelwald laden zum Einfach-dastehen-und-Gucken ein. Zusammen über den Markt zu bummeln - Wolfgang mit Gehhilfen - war schön. Oben seht ihr das Karussel, das in der Mitte des Petersplatzes steht. Wir haben Seife gekauft (Schafmilch und Honig), Nougat und Marzipan, Schafwolle und die (neu erschienenen) Psalmen in 'Baaseldütsch' (Basler Mundart). Wir haben Rosenkuechli, Flammkuchen und in Teig frittierte Apfelstücke gegessen. Und über allem die Herbstsonne und viele frohe Menschen. ... Für die, die die Herbstmesse verpasst haben: Bald ist Weihnachtsmarkt in Basel und ich glaube, die Stände mit Kunsthandwerk sind ziemlich die gleichen. Donnerstag, 31. Oktober 2024 Ulrike schreibt: Heute feiern wir - oder zumindest ‹haben wir› - den Reformationstag. Die Reformation als Erneuerungsbewegung der Kirche hat die «Rechtfertigung aus Glauben» in ihr Zentrum gestellt. Aus Glauben meint: Der Glauben ist das, was Gott in uns schafft. Wir selbst können in uns keinen Glauben herstellen. Gott selbst handelt an uns, und darum sind wir gerechtfertigt. Gerechtfertigt sein heisst: ich weiss mich angenommen. Ich gehöre dazu, ich mache eine Erfahrung von Gemeinschaft mit anderen Menschen oder - das Anliegen der Reformation: mit Gott. Gerechtfertigt zu sein heisst, dass ich mich von Gott in jeder Hinsicht angenommen weiss. Ich kann diesen Zuspruch als einen Zuspruch an mich persönlich hören. Ich meine, dass das Bedürfnis danach «angenommen» zu sein, heute genauso gross ist wie zu jeder anderen Zeit. Wahrscheinlich sogar noch grösser, weil unser Leben emotional unsicherer geworden ist. Weil Menschen durch social media ständig neu darauf angewiesen sind, dass ihnen von aussen her gesagt wird: «Du bist angenommen. Du bist Teil unserer Gemeinschaft.» Am Samstag - also übermorgen - ist Wolfgang ins Jahu, eine Landeskirchliche Gemeinschaft in Biel eingeladen. Es ist schon lange eine freundschaftliche Verbindung zwischen den Menschen dieser Gemeinde und ihm. Wolfgang wird dort für die Gemeinde einen Oasentag leiten. Thema: Es geht uns gut - wie geht es weiter? Am Sonntag ist Wolfgang dann um 10 Uhr in Fabrik-Kirche in Beinwil am See zu Gast. Eine Viva-Kirche (ehemals Chrischona) hat Wolfgang eingeladen, zur Frage: Wie hat Jesus seinen Weg gewusst? Dieser Gottesdienst ist öffentlich und wer kommen mag: herzlich willkommen! Samstag, 26. Oktober 2024 Wolfgang schreibt: Es gibt Probleme, die in Gesprächen immer wieder erörtert werden. Dazu gehört die Frage: Wie weit reicht Gottes Liebe für uns Menschen? Oder anders ausgedrückt: Kann es wirklich sein, dass Gott die Schuld von Menschen mit einer ewigen Hölle bestraft? Wie steht es um jene Menschen, die ihr Leben ohne Gott geführt haben? Ist Gott nicht auch für sie ein Gott der Liebe? Das würden wir doch von Gott erwarten. Kann es wirklich sein, dass solche Menschen auf immer ‚verloren‘ sind? GERICHT UND LIEBE GOTTES Meine Überzeugung ist, dass es in der Bibel zwei zu unterscheidende Aussagereihen gibt, die sich mit Mitteln der menschlichen Logik nicht zu einer Einheit verbinden lassen. Da sind einmal die bekannten Gerichtsworte Gottes: von Mose und den Propheten bis hin zur Verkündigung Jesu. Ich meine, dass damit über die unbedingte Ernsthaftigkeit gegenüber dem Bösen in all seinen Formen gesprochen wird. Wäre es nicht so, dann käme es auf ein leichtfertiges Urteil über das Böse hinaus. Es wäre dann letztlich doch nicht so schlimm. Ein solches Denken, eine solche Verkündigung bedeutet in letzter Konsequenz, dass das Böse am Ende gut bzw. leicht davon kommt, ja dass das Unrecht den Sieg über das Recht davon trägt. Die Aussagen der Bibel geben uns nach meinem Urteil zu verstehen, dass das Böse ohne Ausnahme unter Gottes Urteil steht. Das ist es, was wir sowohl für unsere Verkündigung wie auch für unsere persönliche Lebensführung wissen sollen. Daneben steht nun eine andere Aussagereihe. Sie spricht - ebenso unmissverständlich - von Gottes Liebe, die alle Menschen meint. Sie spricht von Jesu Sterben für alle Menschen, von Gottes Willen, dass alle Menschen gerettet werden sollen. Wir haben kein Recht, diese zweite Aussagereihe nicht ebenso ernst zu nehmen wie die erste. Es sind ja Aussagen der Bibel über Gott, sein Wollen, sein Handeln, seine Liebe. WAS GILT NUN ‹MEHR›? Wie aber geht man damit um, dass sich die beiden Aussagereihen nach menschlicher Logik nicht einfach verbinden lassen? Nahe liegt der Versuch, die Spannung dadurch aufzulösen, dass eine der beiden Aussagereihen zur Hauptaussage erklärt wird, während die zweite nur bedingte Geltung hat. Es ist die erste Aussagereihe, die das christliche Denken stark geprägt hat. Man hat die Aussagen von Gottes Gericht, der Verurteilung des Bösen, der Verwerfung in die Hölle als Grundaussage biblischen Denkens und biblischer Verkündigung verstanden. Ich vermute, dass wir alle von dieser Art des Denkens geprägt worden sind. Der Preis dafür: die Aufgabe der Hoffnung, die Verdunkelung der Liebe in dem Bild, das die Bibel uns von Gott zeigt. Ist es letztlich eine Missachtung der Hoffnung? Natürlich gibt es auch den zweiten Weg: Man kann die Hoffnung und damit die Liebe Gottes derart betonen, dass darüber die Ernsthaftigkeit der biblischen Rede von Gottes Gericht gleichsam verschwindet. Dann werden also am Ende «ohnehin alle gerettet». In der Sprache der Theologie nennt man das ‹Allversöhnung› bzw. ‹Apokatastasis› (Wiederherstellung von allem). BEIDE WEGE HABEN IHR GEWICHT Gibt es einen Weg, sowohl die Ernsthaftigkeit des Gerichtes über das Böse wie die Unbedingtheit von Gottes Liebe zu glauben? Wie kann es sein, dass beide Wege ihr Recht haben und behalten - und sich nicht gegenseitig aufheben? Ich weiss es nicht. Ehrlich gesagt: Für meinen Glauben ist das kein ernsthaftes Problem. Aber ich weiss, dass es für manche Menschen anders ist. Nun: Ich verstehe auch nicht, wie Gott diesen ‹logischen› Widerspruch lösen wird. Aber ich glaube ihm, dass er es tun kann, ja dass er es auch tun wird. Für mein Leben versuche ich festzuhalten, dass auf das Böse eine allerletzte bzw. ‚ewige‘ Verlorenheit wartet. Für die Welt und für die Menschen aber will ich glauben, dass Gott in seiner Liebe alle meint. Wissen kann ich das nicht. Das ist mir verwehrt. Aber hoffen darf ich es. Wie sollte ich sonst glauben? HOFFNUNG IST GEWISSHEIT: ES WIRD GESCHEHEN Dazu ein Wort zum biblischen Verständnis von ‹Hoffnung›. In unserem landläufigen Sprachgebrauch ist Hoffnung etwas Vages, ist verbunden mit dem Empfinden von Unsicherheit. Wir wissen etwas nicht - aber hoffen können wir es ja. — Im biblischen Denken ist das anders. Hoffnung ist immer eine ‹Hoffnungsgewissheit›. Von Hoffnung spricht man nicht, weil man unsicher ist. Im Gegenteil: Man spricht von Hoffnung, wenn einem etwas ganz gewiss ist, das Erhoffte aber noch nicht eingetroffen ist. Die offene Frage bei der Hoffnung ist also nicht, ob etwas eintrifft, sondern wann es eintreffen wird. In der biblischen Hoffnung halte ich mich fest an dem, was Gott versprochen hat. Das, was er versprochen hat, ist uns gewiss. Ich meine, dass man damit glaubend leben und - so hoffe ich es für mich - auch einmal sterben kann. WIE WEIT REICHT UNSER DENKEN? In diesem Zusammenhang frage ich mich, wie weit unser Denken bzw. unser Verstehen ausreichend ist bzw. eine Hilfe darstellt. Öfter - und durchaus verständlich - sagen Menschen: «Wenn ich nur verstehen würde, warum das damals so geschehen ist …» Ja, der Wunsch ist verständlich. In uns Menschen wohnt eine Sehnsucht danach, die Dinge zu verstehen, die Ereignisse sinnvoll zu einem Ganzen zusammen zu ordnen. In mir aber taucht dann auch die Gegenfrage auf: Wäre es in jedem Fall eine Hilfe, wenn wir alles verstehen würden? Könnte da oder dort nicht das Gegenteil eintreten, nämlich: dass uns das Verstehen eher beschwert als erleichtert? Dass wir traurig würden, wenn wir in einer bestimmten Angelegenheit über das ‹Warum› Bescheid wüssten? Eine Grundregel, die für alle Fälle gilt, gibt es wohl nicht. VERSTEHEN ALS HILFE UND DIE ‹ANDERE› HILFE Ich helfe mir mit der Unterscheidung, dass das Verstehen manchmal eine Hilfe ist. Unabhängig davon aber benötigen wir Menschen über unser Verstehen hinaus noch eine anders geartete Hilfe. Ich denke, dass diese ‹andere› Hilfe für viele Fragen unseres Lebens sogar grundlegend ist. Beschreiben kann ich das nur mit einem Beispiel: Ein Kind liebt seinen Vater, hat nur Gutes von ihm erfahren und vertraut ihm grenzenlos. Es weiss: «Mein Vater ist gut.» Das ist ein tiefes, grundlegendes Wissen. Nun kann es sein, dass das Kind von Ereignissen, ja von einem Handeln des Vaters erfährt, das für das Kind völlig unverständlich ist. Es ist zum Beispiel das Verhalten des Vaters als Leiter eines grossen Betriebs. Möglich wäre, dass das Kind davon erfährt, dass der Vater langjährige Angestellte der Firma aus wirtschaftlichen Gründen entlassen hat. Solches Handeln muss dem Kind unverständlich bleiben, da es den Horizont seines Weltverständnisses übersteigt. Das zu ertragen, ist für das Kind nicht einfach. Wenn seine Beziehung zum Vater gefestigt ist, wird es jedoch sagen: «Was ich (von der Entlassung der Mitarbeiter) höre, das verstehe ich nicht. Aber eines weiss ich: Mein Vater ist gut.» So geht es uns Menschen immer wieder. Das, was in uns und um uns herum vorgeht, mag uns oft unverständlich scheinen und bleiben. Das Wissen jedoch, dass Gott nur gut ist, wird davon nicht berührt. Knapp formuliert: Es gibt ein Wissen, das von unserem Verstehen unabhängig ist. Und das ist gut so. ZUR VERTIEFUNG Ich verstehe das Bedürfnis von Menschen, etwas ausführlicher darüber zu lesen. Hilfreich finde ich einen Textauszug, den man im Internet unter www.unifr.ch/orthodoxia/de/assets/public/Lehre/FS2021%20-%20Eschatologie/Balthasar_Apokatastasis.pdf findet. Er stammt aus dem Büchlein „Kleiner Exkurs über die Hölle“ von Hans Urs von Balthasar. Vielleicht ist es eine Hilfe, das ganze Heft - es hat 108 Seiten - zu lesen. Erhältlich in jeder Buchhandlung. Vom selben Verfasser gibt es noch eine umfassendere Schrift zum Thema unter dem Titel „Was dürfen wir hoffen?“. Samstag, 12. Oktober 2024 Ulrike schreibt: Wolfgang, ich und Claudia, Pfarrerin in Montpellier, treffen uns seit Anfang des Jahres einmal im Monat mit Interessierten online zum gemeinsamen Betrachten. Das sieht so aus, dass wir jeweils einen Abschnitt der Josefsgeschichte miteinander anschauen: Einer von uns bereitet kurze Impulse vor und teilt sie mit der Gruppe. Wir pausieren den ZOOM, und jeder hat gut 20 Minuten Zeit der Stille für sich selbst. Dann treffen wir uns wieder für den Austausch - erst in kleinen Gruppen und dann im Plenum. Es ist inspirierend, was die andern jeweils wahrnehmen, was ihnen entgegen kommt. Ich vermute, dass wir im nächsten Jahr fortfahren, dann mit der Betrachtung einer neuen biblischen Erzählung. Wer Interesse hat, kann sich uns anschliessen. Hier teile ich die Impulse vom September. Wir haben 1. Mose 45,1-28 gelesen: Lasst jedermann hinaus gehen - der geschützte Raum Da konnte Josef nicht länger an sich halten vor allen, die um ihn her standen, und er rief: Lasst jedermann von mir hinausgehen! Und es stand kein Mensch bei ihm, als sich Josef seinen Brüdern zu erkennen gab. Und er weinte laut, dass es die Ägypter und das Haus des Pharao hörten, und sprach zu seinen Brüdern: «Ich bin Josef. Lebt mein Vater noch?» Und seine Brüder konnten ihm nicht antworten, so erschraken sie vor seinem Angesicht. 1. Mose 45,1-3 Es ist interessant, was Josef öffentlich macht und was er nicht öffentlich macht. Josef schickt die anwesenden Ägypter hinaus, als er sich seinen Brüdern zu erkennen gibt. «Lasst jedermann von mir hinausgehen!» Josef weiss, dass ihn seine Brüder verkauft haben, und sie wissen es auch. Die Ägypter werden von diesem Wissen ausgeschlossen. Sie erfahren nicht, was vorgefallen ist. Ich meine: Josef erspart seinen Brüdern die öffentliche Beschämung. Er macht sie nicht als Täter öffentlich. ... Das finde ich einen interessanten Impuls. Die Bibel ist ein Buch, in dem viel öffentlich gesprochen und angeklagt wird. Oft schrittweise. Wenn jemand nicht hört, dann wird im nächsten Schritt öffentlich geredet. An dieser Stelle aber nicht. Was aber Josef öffentlich macht, sind seine Gefühle. «Und er weinte laut». Gefühle sind in biblischen Erzählungen selten Privatsache. Es geht alle an, wie es um einen Menschen steht. Ob er leidet oder ob er sich freut. Das ist sehr anders als in unserer westlichen Kultur. Bei uns bleiben Menschen mit ihrer Freude oder ihrer Trauer oder anderen Gefühlen oft allein. Ihr habt mich verkauft vs. Gott hat mich gesandt Er aber sprach zu seinen Brüdern: «Tretet doch her zu mir!» Und sie traten herzu. Und er sprach: «Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Und nun bekümmert euch nicht und lasst es euch nicht leid sein, dass ihr mich hierher verkauft habt, denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch hergesandt. Denn es sind nun zwei Jahre, dass Hungersnot im Lande ist, und sind noch fünf Jahre, dass weder Pflügen noch Ernten sein wird.» 1. Mose 45,4-6 Hier kann man fragen, wie es zu einem solchen Perspektivwandel kommen kann. Es sind die Brüder, die Josef verkauft haben: «den ihr nach Ägypten verkauft habt». Dann ist es «Gott», der Josef gesandt hat. Genaugenommen bleiben beide Perspektiven nebeneinander stehen. Wie geht es zu, wenn wir von Ereignissen in unserem Leben erzählen? Wer ist in unseren Erzählungen der Handelnde? Von welchen Geschehnissen sagen wir mittlerweile: Es war (nicht nur) der Andere. Es war Gott, der mich geführt hat. Vor allem: was ist geschehen, damit wir so erzählen? Vom kalten Herzen zum lebendigen Geist So zogen sie hinauf von Ägypten und kamen ins Land Kanaan zu ihrem Vater Jakob und verkündeten ihm und sprachen: «Josef lebt noch und ist Herr über ganz Ägyptenland!» Aber sein Herz blieb kalt, denn er glaubte ihnen nicht. Da sagten sie ihm alle Worte Josefs, die er zu ihnen gesagt hatte. Und als er die Wagen sah, die ihm Josef gesandt hatte, um ihn zu holen, wurde der Geist Jakobs, ihres Vaters, lebendig. Und Israel sprach: «Mir ist genug, dass mein Sohn Josef noch lebt; ich will hin und ihn sehen, ehe ich sterbe.» 1. Mose 45,25-28 Mich hat dieser Abschnitt an unsere Jahre in Eisenhüttenstadt (2001-2008) erinnert. Bereits damals waren unter 10% der Einwohner Mitglied einer christlichen Kirche. Heute sind es m.W. weniger als 5% der Bevölkerung. Viele dieser Menschen - bzw. ihre Eltern - haben in der Zeit des Nationalsozialismus gelebt und sie alle dann in der DDR. Das waren Gesellschaftsentwürfe, die fähig waren, in einem breiten Teil der Bevölkerung Hoffnung zu wecken. Irgendwann ist Schluss mit Hoffnung. Die Aufgeschlossenheit gegenüber einer weiteren grossen Erzählung - nämlich der kirchlichen Erzählung von Gottes Liebe zur Welt - habe ich als begrenzt wahrgenommen. Von Jakob heisst es: Sein «Herz blieb kalt». Da ist nichts, was sich noch entzünden lässt. Von seinen Söhnen zu hören, dass es gut geworden ist, reicht ihm nicht aus. Er muss etwas sehen. Er muss «die Wagen sehen», die aus Ägypten zu ihm rollen. Es braucht Orte, an denen Menschen sehen, dass etwas «neu», anders geworden ist. Für uns als Kirche sind es Orte gemeinsamen Lebens. Wo Menschen kommen und Anteil haben und selbst sehen, dass etwas «da ist», was vorher nicht da war. Sonntag, 6. Oktober 2024 Wolfgang schreibt: Heute hatte ich die Freude, in der Stadtkirche Liestal die Predigt zu halten. Über den Bibelabschnitt (1. Timotheus 4,1-5) habe ich schon viel nachgedacht und in Vorträgen immer wieder einmal darauf verwiesen. Aber meines Wissens habe ich noch nie darüber gepredigt. "Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut." Es ist eine unglaubliche und gleichzeitig eine umstrittene Freude an Gottes Schöpfung. Und zwar daran, dass die Schöpfung für uns Menschen gemeint und nur gut ist. Wie wichtig diese Aussage ist zeigt sich daran, dass sie einerseits betont wird: "Alles, was Gott geschaffen hat". Und dann wird sie inhaltlich noch einmal wiederholt: "Nichts ist verwerflich". Also: Nichts ist geistlich gesehen für den Menschen schädlich. Jetzt sollte man weiter nachdenken und gemeinsam darüber sprechen, was alles mit dieser Aussage gemeint ist. Eine Predigt allein genügt da nicht. Ein Beispiel habe ich bereits erwähnt: das Tischgebet als Ausdruck unserer Dankbarkeit. Spannend für unser Gespräch ist: Für die Unterscheidung, ob etwas für uns geistlich schädlich oder nicht schädlich ist, kennt der Abschnitt nur ein Kriterium: Ist das, was uns fraglich erscheint, von Gott geschaffen oder nicht? Das Urteil in unserem Bibelabschnitt ist radikal: "ALLES ist gut" — "NICHTS ist verwerflich". Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen, welche landläufigen Urteile sind zu revidieren? … … Man kann diese Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: »2024 Die Schöpfung ist gut« Freitag, 4. Oktober 2024 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich waren am vergangenen Sonntag auf dem Staufberg im Aargau: es war die Amtseinsetzung eines befreundeten Kollegen. Die kleine Kirche steht mit Pfarrhaus und Scheune allein auf einem steilen Berg - mit weiter Sicht ins Land. Ihre Gründung geht ins 10. Jahrhundert zurück, und man fühlt sich den Anfängen - der Ursprungsidee - ganz nahe. Im Gottesdienst wurden Geschichten rund um ihre Gründung erzählt: Wie die Handwerker das Baumaterial für die Kirche am geplanten Bauplatz in der Ebene ablegten, es dann «weg war» und oben auf dem Berg gefunden wurde. Sie trugen es hinunter zum vorgesehenen Bauplatz, und wiederum wurde es «weg genommen» und auf dem Berg gefunden. Oben seht ihr Fotos von uns auf dem Staufberg. Ich lese für mich gerade ein Buch von Elie Wiesel: Chassidische Feier 1988 (1972). Die Chassidim sind eine charismatische Gruppierung im orthodoxen, in den Ursprüngen ost-europäischen Judentum. Gründergestalt ist Israel ben Elieser (ca. 1700–1760), bekannt als Baal Schem Tov. Ich lese über seinen Nachfolger, Rabbi Rabbi Dov Bär, den Maggid (wörtlich: Erzähler) von Mesritsch. Elie Wiesel stellt nicht nur anekdotische Berichte zusammen, sondern erzählt die Geschichte dieser Glaubensbewegung auch unter strategischen Aspekten. Sehr interessant. Auf jeder Buchseite mache ich Entdeckungen. «Der Maggid teilte Mitteleuropa in mehr oder weniger fest umgrenzte Gebiete ein und schickte in jedes von ihnen - sozusagen als Delegierten - einen Rabbi, der dort eine Basis, einen Brennpunkt, ein Werbezentrum schaffen sollte. Welche Mittel standen ihnen zur Verfügung? Ein paar Erzählungen, ein paar Lieder und ein unerschütterlicher Glaube an den Weg des Baal-Schem. Überall gab es Leute, die zuhörten, die beitraten. Für die Abgesandten des Maggid existierten keine Grenzen. Sie überstiegen die höchsten Berge, durchquerten die tiefsten Täler; nichts konnte sie aufhalten. ... Man fragte Menachem Mendel von Witebsk: ‹Was habt ihr erreicht?› Er antwortete: ‹Als ich hinkam, fand ich zerrissene Kleider vor, aber die Herzen waren ganz. Jetzt ist es umgekehrt.› Anderswo, in den armen Gemeinden Galiziens, hatte der Abgesandte des Maggid die Aufgabe, den kummervollen Herzen, den leidgeprüften Seelen, Freude und Trost zu bringen. Ganz allgemein sollte(n) [...] Barrieren niedergerissen werden, die Bettler und Wohlhabende, Gelehrte und Handwerker, Bauern und Städter voneinander trennten: Sie alle waren Juden, und Jude sein hiess: an einen neuen Beginn glauben.» (Wiesel, Chassidische Feier, 72). .... Schön, nicht wahr? Und in der Ausführung immer sehr praktisch, zum Beispiel darüber, wie man öffentlich reden soll: ‹Denkt daran, dass der gute Redner eins werden muss mit dem Wort, nicht mit den Zuhörern. Sobald er sich selbst reden hört, soll er aufhören.› (77). Auch für Pfarrpersonen gibt es die Gefahr, sich selbst - und dann auch noch gern - zuzuhören. Freitag, 27. September 2024 Ulrike schreibt: Heute kommen wir aus den Ferien zurück. Die letzten Tage hatten wir Sonnenschein und schönes Wetter, waren mit der Familie an einigen Orten in und um Graz, die Wolfgang - und darum auch mir - lieb sind. Am Samstag in acht Tagen, also am 5. Oktober, laden wir zum Studientag der Fritz-Blanke-Gesellschaft nach Zürich ein. Referentin ist die Berliner Psychotherapeutin Dr. Heidrun Kaletsch. Wolfgang wird die Impulse und Gespräche moderieren. Beim Studientag geht es um den Umgang mit Herausforderungen, vor die uns das Leben stellt. Viele von uns reagieren mit Stress. Oft genug führt eigener Stress auch zu Stresserfahrungen in unserem Umfeld. Wir fragen: Wie kann ein «gesunder» Umgang mit den Herausforderungen des Alltags, mit Krankheit und anderen Einschränkungen aussehen? Die Medizin fragt im Regelfall nach dem Ursprung von Krankheiten und danach, wie man sie verhindern oder heilen kann. Im Gegensatz zur Lehre von der Krankheitsentstehung («Pathogenese») fragte der israelische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky danach, wie Gesundheit entsteht («Salutogenese»). Antonovsky prägt hier den Begriff eines «Sinnes für Kohärenz» im Menschen. Dieser Sinn kann vom Kindesalter an gefördert werden und wird als ein «Gefühl von Sinnhaftigkeit und Zuversicht gegenüber den Herausforderungen des Lebens» erfahren. Am Studientag nehmen wir uns Zeit, nach allgemeinen und persönlichen Herausforderungen zu fragen: was macht uns Stress – und was macht der Stress mit uns? Wir fragen nach den Quellen, die uns Kraft und Zuversicht geben. Was kann es für mich bedeuten: «gesünder werden»? Hier ist der Flyer: 2024-STUDIENTAG-SALUTOGENESE Am Sonntag, dem 6. Oktober, sind Sie zum Gottesdienst in die Stadtkirche Liestal eingeladen. Wolfgang vertritt mich in der Predigt und wird über das für diesen Sonntag vorgesehene Bibelwort predigen: «Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.» (1. Timotheus 4,4-5) Die Leitung des Gottesdienstes - mit Taufe - hat Evelyne Martin. Herzliche Einladung! Samstag, 21. September 2024 Ulrike schreibt: Wir sind mit einer kleinen Lufthansa Maschine - der CityLine - von Basel über München nach Graz geflogen. In München hatten wir mehr als 4h Aufenthalt. Heute früh hatte ich noch gedacht, das sei ärgerlich lange, aber es war dann sehr sehr schön. Wir haben im Münchner Flughafen einen guten Platz gefunden, gut gegessen, haben gelesen und haben uns viel unterhalten. In München wird mir übrigens deutlich, dass ‹Berlin› nicht der Normalfall städtischen Lebens ist. Schon zwischen den Flughafentoiletten in München und Berlin liegen Welten. In Graz hat sich Wolfgang bei der Tourist-Info einen Rollstuhl geliehen. Der sieht aus wie sein jetziges Modell der Schweizer Firma Kyburz: die Lenkstange und ein Rad sind vorne und zwei Räder sind hinten. Er ist aber kleiner und viel wendiger als sein eigener. Man kann ihn auseinandernehmen und ins Auto tun - oder mit ihm in den Fahrstuhl vom Hotel fahren und vor der Zimmertüre parkieren ... :-) Hier ist ein Satz - wohl aus dem Talmud - den Wolfgang in ‹My Jewish Learning› gelesen hat. Ich bewege ihn schon länger: "Im Mittelpunkt von Tempel und Mishkan stand die Bundeslade, die nach dem Talmud nicht nur die zwei Steintafeln enthielt, die Mose vom Berg Sinai herabgebracht hatte, sondern auch die heiligen Fragmente der ersten, was bedeutet: dass das Gebrochene in uns ebenso heilig ist wie das Ganze." Was das wohl meint? Ihr könnt uns gern schreiben. Freitag, 20. September 2024 Ulrike schreibt: Ich habe eine gute Woche Ferien. Wir werden die Zeit mit Wolfgangs Kindern und Grosskindern verbringen. Sie wollen die Heimat ihres Papi sehen und darum treffen wir uns in Graz, in der Steiermark, im selben Hotel. Ich freue mich auf das Hotel Erzherzog Johann, denn es sieht aus wie es heisst: ein Stadtpalais mit dicken Wänden, hohen Fenstern und doppelfllügeligen Türen sowie mit weiten Treppen, wo man sich auf jedem Absatz im Spiegel sieht, und mit einem grossen Lichthof, in dem gefrühstückt wird. Wolfgang hat sich für Graz einen Rollstuhl organisiert. Damit sind wir ein bisschen flexibler als mit den einfachen Gehhilfen. Die Stadt macht verkehrstechnisch vieles richtig, finde ich. Z.B., dass man im Innenstadtbereich gratis mit der Tram fährt. Das freut die Touristen und belebt die Geschäfte! Oder dass jede zweite Tram mit Niederflur-Wagen fährt, damit Menschen mit Behinderung leicht einsteigen können. Seit einigen Wochen lesen Wolfgang und ich das Buch des Propheten Jeremia. Es ist im Hebräischen ausgesprochen schön: wegen der Bildhaftigkeit der Worte. Und weil es eine Sprache für Gefühle hat. Man fühlt im Lesen mit wie es Gott vor Sehnsucht nach seinem Volk zerreisst. Unsere zweite gemeinsame Lektüre ist ‹Mein grösstes Rätsel bin ich selbst. Die Geheimnisse der Psyche verstehen›, geschrieben von den beiden Psychoanalytikern Cécile Loetz und Jakob Müller (2023). Es ist präzis und auch für Laien verständlich geschrieben - wie es auch die Folgen des gleichnamigen Podcasts sind. In diesem Zusammenhang möchte ich euch auf eine Woche hinweisen, zur der Wolfgang und ich im Juni 2025 einladen: MEINE GEISTLICHE BIOGRAFIE. Das Angebot richtet sich an Menschen, die sich und ihr Leben besser verstehen wollen. Wie erzähle ich mein Leben? Von woher deute ich, was mir geschieht und woher weiss ich, was zu tun ist? ... Wir laden an jedem Tag zu zwei Impulsvorträgen und einer abendlichen Vertiefung an einem konkreten Lebensbeispiel ein. Hier findet ihr den Flyer: FLYER-2025-06-23 Meine geistliche Biografie Ort für die Biografiewoche ist das Gut Ralligen, es ist wunderschön und wunderschön gelegen. Direkt am Ufer des Thuner Sees mit Blick in die Berge. Träger des Hauses ist die Gemeinschaft der Christusträger. Es verdankt sich ihrer Gastfreundschaft, dass die Preise für Schweizer - und eigentlich auch für deutsche Verhältnisse - niedrig sind. Wolfgang und ich möchten die Schweige-Exerzitien in Rasa - vom 15.-20. März 2025 und vom 18.- 23. bzw. bis 28. August 2025 - nicht konkurrenzieren. Darum sind wir froh, wenn ihr in euren Gemeinden oder Freundeskreisen interessierte Menschen auf die Biografie-Woche hinweist. Gern Werbung machen! Im darauffolgenden Jahr werden wir wahrscheinlich eine weitere Biografie-Woche in Ralligen anbieten: über Träumen und Traumdeutung. Da hat Wolfgang bereits oft Vorträge gehalten und über ein Jahr hin Gottesdienste über Träume in der Bibel. Sonntag, 15. September 2024 (Bettag) Wolfgang schreibt: Ulrike hat heute mit der Gemeinde den Abendmahlsgottesdienst zum Dank-, Buss- und Bettag gefeiert. Text war Jesaja 58: EIN FASTEN, DAS GOTT GEFÄLLT. Dabei geht es überaus aktuell um die Frage, was denn richtiges Fasten sei. Ich finde, dass Ulrike da für uns alle etwas geschenkt worden ist. Die Gedanken sind klar strukturiert und immer verständlich, in der Anwendung nicht moralisierend oder lehrmeisterlich. Alles ist tief und gleichzeitig einfach. Man fühlt sich als jemand, der an der Hand genommen und nicht als jemand, der zusammen gestaucht wird (obwohl wir ja wissen, dass so etwas bei den Propheten durchaus vorkommen kann). Am Ende ist die Predigt praktisch, ohne sich in Rezepten zu ergehen. Die können sich die Hörenden dann gut selbst zurecht legen. … Danke. Man kann diese Predigt gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: »Jesaja 58 - ein Fasten, das Gott gefällt" Samstag, 14. September 2024 Ulrike schreibt: An diesem Wochenende geht die Freibadsaison zu Ende. Ich mag die ersten und die letzten Tage der Saison besonders. Dann ist es leer im Bad, man ist empfänglich fürs Wetter, den Regen, die Kälte, einzelne Sonnenstrahlen. Heute Mittag war ich ein letztes Mal in Rheinfelden schwimmen. Morgen feiern wir um 9:30 Uhr den Gottesdienst zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Sie sind herzlich eingeladen. Der Kammerchor singt unter der Leitung von Theresia Gisin und wir feiern das Abendmahl. Ich werde über das Prophetenwort in Jesaja 58,6-12 predigen. Jesaja beschreibt eine Lebenshaltung, an der Gott Gefallen hat: «Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast. Lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiss jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! ...» Das ganze Kapitel 58 ist nah an unserer Situation in der Schweiz und in Europa. Menschen legen anderen Menschen ein Joch auf. Sehen sie nicht als «ihr Fleisch und Blut» an (Vers 7) - als Menschen wie sie selbst es sind. Wie Tieren, die zum Pflügen auf dem Acker fest eingespannt wurden, liegt vielen ein Brett auf Nacken und Schultern und zwingt sie in eine bestimmte Richtung. Wer so eingespannt ist, dem ist ein Innehalten, ein Umdenken, eine Lebensperspektive für sich und seine Kinder kaum möglich. «Armut bedeutet den Verlust von Sicherheit und Kontrolle über das eigene Leben. Nicht mehr über die eigenen Belange entscheiden zu können. In Situationen der Ohnmacht zu geraten und sich nicht wehren zu können. Zum Objekt gemacht zu werden. Auf die Entscheidungen und das Wohlwollen anderer angewiesen. Armut bedeutet oft, einer Vielzahl von demütigenden Situationen ausgesetzt zu sein. Menschen können durchaus auf viele Dinge verzichten und trotzdem ein zufriedenes Leben führen. Nicht aber auf ein Gefühl von sozialer Teilhabe, Anerkennung und Würde. Im Kern bedeutet Armut oftmals eine tiefe Beschämung. Armut resultiert vor allem in einem Verlust von Lebenszeit. Alles muss geplant werden, jede Ausgabe bedacht und berechnet, jede Anschaffung bedarf eines höheren Aufwands an Ressourcen. Trotz so vieler Arbeit, so vieler Mühen, gibt es am Ende so wenig Zeit für das, was einem eigentlich wichtig ist. Anders als etwa ein knappes Budget in jungen Jahren oder in der Studienzeit geht Armut stets mit einem Schliessen an Lebensperspektiven einher. Die Bewältigung des Alltags verschlingt die Kräfte, derer es bedürfte, um etwas Neues zu versuchen. Man kann sich keine Zeit nehmen, man kann keine Zeit schenken, auch nicht den Kindern, die genau das bräuchten, um sich aus der Schlinge der Armut zu befreien.» Jesaja fordert, dass wir Menschen freigeben. Sie sollen die Möglichkeit haben, innezuhalten, sollen sich eine eigene Lebensperspektive leisten können. Das ist Teil unseres Menschseins. Darum geht sein Wort an die, die Macht über andere haben: «Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast. Lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiss jedes Joch weg! ...» Ich habe aus einem Podcast zitiert. Er heisst: «Was Armut mit uns macht. Was bedeutet es für die Psyche eines Menschen, arm zu sein?» und ist Folge 77 in «Rätsel des Unbewussten». Ihr findet ihn auf Spotify oder hier: https://www.youtube.com/watch?v=wya1P03aXJ8 Mich beschäftigt besonders, dass «arm sein» ein Verlust an Lebenszeit ist. Sonntag, 1. September 2024 Ulrike schreibt: Wir sind am Donnerstag gut aus Rasa zurückgekommen. Vor dem Gotthard-Tunnel stehen wir im Stau. Draussen sind über 30°C. Und ich sehe mit Schrecken, dass der Anzeiger fürs Kühlwasser sich in den roten Bereich bewegt: Überhitzung. Vor genau zwei Jahren hatte ich an genau derselben Stelle vor dem Gotthard genau dieselbe Situation - und habe ein paar Tage später den Wagen reparieren lassen. Also: wieder rausfahren an der Raststätte Airolo, kurz vor der Einfahrt in den Tunnel. Das ist natürlich eine Illusion, dass der Wagen in dieser Sommerhitze abkühlt ... Tipp unseres Automechanikers war: Die Innenheizung auf Hochtouren laufen lassen, damit der Motor abkühlt. Wolfgang und ich haben einen Kaffee getrunken, uns angeschaut und gesagt: "Ja, wir fahren trotzdem durch den Tunnel". Es wäre natürlich ein Horror, im Tunnel - jede Fahrtrichtung ist nur einspurig - liegen zu bleiben. Vor zwei Jahren war ich ängstlich und bin über den Gotthard-Pass ausgewichen. Nun also: wir haben die Innenheizung auf 30° gestellt, die Fenster geschlossen, denn im Tunnel selber waren es dann bis 39°C. Es hat funktioniert: Der Motor war nicht mehr überhitzt, aber Wolfgang und mir war ganz schön warm .. . Ziemlich skurill, aber mich freut es immer, dass wir so schnell und einmütig entscheiden. Der Sonntag heute ist ruhig, ich bin froh darum. Ab morgen wird die Woche anspruchsvoll, was aber für alle gilt, die in unserer Kirchgemeinde mitmachen. Wir haben neben dem Alltäglichen mehrere Veranstaltungen mit Event-Charakter: vom Stedtli-Brunch über Jubiläums-Gottesdienste bis hin zum Liestaler Kindertag im Gitterli. Ans Herz legen möchte ich euch einen Abend mit Assaf Zeevi in unserer Kirchgemeinde: am Donnerstag, 5. September, um 19:30 Uhr im Kirchsaal. Assaf Zeevi ist Reiseleiter beim Reiseveranstalter Kultour. Ich schätze ihn sehr, war öfter mit ihm in Israel, im Westjordanland, in Jordanien unterwegs. Wir haben eine Reise 28. März - 6. April 2025 aufgegleist. Am Donnerstag geht es um die Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten. Wie denkt man in Israel und den palästinensischen Gebieten über Gäste aus dem Ausland? Wer über sein eigenes Reisen und über Reisen (mit) seiner Kirchgemeinde nachdenkt, ist herzlich zu diesem Info- und Gesprächsabend eingeladen. Montag, 26. August 2024 Ulrike schreibt: Für die von euch, die mitlesen und den Psalm 118 vielleicht auch mit betrachten, habe ich Wolfgangs heutigen Impuls über Vers 19 verschriftlicht. Es ist mittlerweile der vierzehnte Impuls der Schweige-Exerzitien. Das zu betrachtende Bild ist, dass die Pilgergruppe in Jerusalem angekommen ist. Sie steht vor den Toren der Stadt und bittet um Einlass. Und wir tun das mit ihnen zusammen. MIR WIRD GEÖFFNET Psalm 118,19 Psalm 118 lädt uns ein, Teil einer Pilgergruppe auf dem Pilgerweg nach Jerusalem zu sein. Uns in die Gruppe einzugliedern, die von einem Einzelnen geführt wird. ‹Jerusalem› ist für die Menschen damals das reale Jerusalem. Aber auch die Menschen damals wussten: das reale Jerusalem ist auch ein Sinnbild, eine Metapher. ‹Jerusalem› verweist auf etwas Grösseres. Es verweist auf den Ort, wo man endgültig bei Gott ankommt. Das ist der Tempel. Der Tempel war in der Vorstellung und der Erfahrung der damaligen Menschen der Ort, an dem Gott wohnt. Er ist der end-gültige Ort. Meint: Er ist das Ende und er ist gültig. Historisch gesehen wurde der Tempel zerstört, es gibt ihn nicht mehr. Es gibt Pläne, furchterregende Pläne, ihn wiederaufzubauen. Es gäbe einen weltweiten Krieg, wenn das geschehen würde. Jesus hat von dieser Erwartung her gedacht, geglaubt und gesprochen. Jesus sagt: Ich gehe hin, um euch einen Bleibe-Ort zu bereiten (Johannes 14,2). Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich mache euch den Ort zum Bleiben bereit. Danach werde ich wiederkommen und euch zu mir holen, damit dort, wo ich bin, auch ihr seid. Das Ziel Jesu ist Gemeinschaft mit seinen Freundinnen und seinen Freunden. Und zwar Gemeinschaft an dem Ort, der auf hebräisch und auch auf griechisch Bleibe-Ort heisst (מנוחה bzw. μονη). Der Ort, an dem man auf eine gute Weise, ohne etwas zu verpassen, bleiben kann. Wo man endgültig ankommt. Jedes menschliche Ankommen an einem guten Ort ist eine kleine Vorwegnahme des grossen Ankommens am end-gültigen Ort. Das steht mir oft vor Augen, wenn ich in Rasa ankomme. Es ist ein Vorgeschmack für ein noch viel grösseres Ankommen. VOR DEN TOREN ANGEKOMMEN Nun stehen wir in unserem Psalm mit der Pilgergruppe an dem Ort, an dem der Pilgerweg hinter uns liegt. Wir haben uns bis hierher ausgetauscht über den Glauben, über seine hellen Erfahrungen, seine dunklen Erfahrungen, die Erfahrung, dass Gott uns nicht dem Tod überlassen hat, sondern dem Leben [Wolfgang nimmt Bezug auf seine bisherige Auslegung von Psalm 118]. Ja, und jetzt stehen wir vor den Toren Jerusalems und damit des Tempels. In Vers 19 ruft der Psalmbeter im Namen seiner Gruppe: «Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit. Ich will durch sie eingehen. Jah [Jahwe] will ich preisen» Wir versuchen uns vorzustellen, wie das ist. Wir stehen jetzt vor den Toren. Entscheidend ist nicht, wie das Tor aussieht. Nicht wie gross oder wie klein es ist. Das Entscheidende ist: Ist es geschlossen oder ist es offen? Wenn es geschlossen ist, kann ich dann einfach darauf zugehen und es für mich selbst öffnen? Ist das Öffnen des Tores meine Aufgabe? Ist das Rütteln am Tor meine Aufgabe? Es zu probieren, vielleicht auch in der Furcht, dass es geschlossen ist und geschlossen bleibt? Der Psalm malt uns vor Augen, dass das Tor bei der Ankunft der Pilger nicht offen ist. Was also gibt uns Einlass? Jesus sagt, als er über das Gebet spricht: «Bittet, dann wird euch gegeben. Sucht, dann werdet ihr finden. Klopft an, dann wird euch aufgetan». Matthäus 7,7 Das ist eine dreifache Wiederholung, das ist dreimal dasselbe. Jesus spricht von dem, was die Jünger tun und von dem, was ihnen geschieht. Unser eigenes Tun wird nicht negiert. Es wird auch nicht für überflüssig erklärt: Ich suche, ich klopfe an und ich bitte. JESUS: EUCH WIRD GEÖFFNET Jesus geht von der Voraussetzung aus, dass auf unser Tun selbstverständlich, ohne Zögern, ohne Unsicherheit, das Tor geöffnet wird. Es ist eine grosse Würde, wenn ich vor dem Tor stehe und mir wird aufgetan. Das macht man für grosse Würdenträger. Die Kleinen müssen sich selber mühen und den Riegel aufschieben. Im Reich Gottes schiebt niemand die Riegel selbst auf. Es wird uns aufgetan. Das ist ein erster Gesichtspunkt, dem man in der Betrachtung nachgehen kann. Wie geht es mir damit: Ich werde in meinem Suchen, in meinem Bitten und in meinem Klopfen gewürdigt. Das andere ist eine ganz grosse Selbstverständlichkeit. Hinter der Selbstverständlichkeit steht: Du bist immer schon willkommen! Hinter den Worten Jesu steht eine verblüffende Selbstverständlichkeit … – ich weiss nicht, ob das Wort Selbstverständlichkeit ein gutes Wort ist. Aber wir ahnen, was gemeint ist. Es ist überhaupt keine Frage: Klopfe an und dir wird aufgetan. «Dir wird aufgetan» ist eine personale Antwort. Es heisst nicht: Ach geh doch hinein, es ist ohnehin offen. Wenn es so wäre, dann hätte mir niemand aufgemacht. Dann würde vielleicht nicht einmal gesehen werden, dass ich hineingehe. Nur ich selbst wüsste es. In unserem Psalm ist es anders und bei Jesus auch: Da gibt es einen, der mein Klopfen hört, der mein Rufen hört. Und derjenige kommt und er öffnet mir. Die grosse Würdigung besteht darin, dass ich gehört und gesehen werde und dass mir geöffnet wird. Das ist ein weiterer Gesichtspunkt, dem man im Gebet, im Schauen nachgehen kann. WAS SIND «TORE DER GERECHTIGKEIT»? Die Bitte des Psalmbeters heisst: «Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit». Es gibt in Jerusalem kein Tor, das «Tor der Gerechtigkeit» heisst. Es ist ein Symbolbegriff. Was meint «Tor der Gerechtigkeit»? Das Wort Gerechtigkeit ist ein schwieriges, vielleicht sogar ein gefährliches Wort. Das liegt an unserer deutschen Übersetzung. Denn im deutschen ‹Gerechtigkeit› steckt das Wort Recht, und unsere Rechtsauffassung hat mit Normen zu tun. Ob jemand gerecht ist oder eine Sache gerecht ist, versuchen wir an Normen zu messen, die eingehalten werden müssen. Dann vergleicht man das Handeln an einer vorgegebenen Norm und entscheidet: das ist recht oder das ist unrecht. In der Bibel, also im Hebräischen, bezieht sich Gerechtigkeit nicht auf Normen. Das kann man nicht oft genug sagen. Gerechtigkeit ist im tiefsten ein Begriff, der liebende Beziehung beschreibt. Was hier im Alten Testament als Gerechtigkeit übersetzt ist, heisst schon zur Zeit Jesu und auch im heutigen hebräisch ‹Almosen› (Zedaqah). Es sind die Taten, die ich aus Liebe denen gegenüber tue, die in Not sind (z.B. Matthäus 6,1). Ich öffne mein Herz und schenke dem, der bedürftig ist. Ihr merkt: damit ist keine Norm angesprochen. Aber man könnte ein solches Handeln zu einer Norm umfunktionieren und sagen: «Gib dem Bedürftigen zehn Prozent von deinem Lohn im Monat». Das wäre eine Norm. Und dann gibt du es, und den Rest darfst du behalten. Die Gerechtigkeit, die aus der Liebe kommt, kennt keine Norm. Nur die Liebe selber ist ihre Norm. Das ist hier gemeint. Aber jetzt wird der Satz rätselhaft. Was sind «Tore der Gerechtigkeit». Ist das ein Tor, durch das ich eingelassen werde, wenn ich gerecht bin? Sobald ich gerecht bin? Also wenn mein Glauben und mein Leben mich dazu bringen, Menschen in Liebe zu begegnen, ihrer Bedürftigkeit zu begegnen? DAS TOR ALS ORT DER ERFAHRUNG Ich denke, dass man den Vers anders lesen muss. Das Tor, durch das ich eingelassen werde, ist das Tor, in dem Gott seine Gerechtigkeit zu mir zeigt. Nicht um meine Gerechtigkeit geht es, sondern um seine. Um seine Gabe an denjenigen, der bedürftig ist. Seine Gabe ist ohne Grenze und ohne nachzufragen, was denn von meiner Seite her vorzuweisen ist. Ohne die Nachfrage: was hast denn du getan, was bringst du mit? Sonst würde im Hintergrund wieder eine Norm auftauchen. Es würde entschieden werden aufgrund dessen, was sich messen lässt. Die Liebe aber kann man nicht messen. Wenn man sie zu messen beginnt, dann ist sie als Liebe schon zerstört. Ich meine vielleicht, ich würde lieben. Und dabei messe ich nur grosszügig. Ich halte meine Grosszügigkeit für Liebe. Aber sie ist ein Messen und keine Liebe. Das Tor, das mir geöffnet wird, ist ein Tor der Gerechtigkeit Gottes. Ein Hineinkommen in seine Liebe, die nicht mit einem Mass verbunden ist. Die nur mit meiner Bedürftigkeit verbunden ist. Und mit der Bedürftigkeit der anderen. Eine Bedürftigkeit, über die niemand sagt, jetzt ist es aber mal genug. Jetzt warst du so lange bedürftig. Der Gedanke, dass man messen könnte oder gar müsste, liegt im Begriff der ‹Gerechtigkeit› (Zedek) gerade nicht drin. DANKEN – PREISEN – BEZIEHUNG FEIERN Nun sagt der Psalmbeter: «Ich will durch die Tore eingehen» (Vers 19). So die Elberfelder Übersetzung. Buber: «Ich will in sie kommen». Der Beter steht vor dem Tor, bittet um Öffnen und weiss, dass die Öffnung eine Öffnung in die Liebe hinein ist, in die Grenzenlosigkeit der Zuwendung Gottes. Der Psalmbeter weiss, was er möchte: Er möchte dort hinein gehen. Was macht er dort? Ganz einfach: «Dich, Jah, will dich preisen» (Vers 19). Wir haben hier das Verbum, mit dem der Psalm in Vers 1 begonnen hat. Wir haben gehört, dass dieses Verb einen dreifachen Vorgang beschreibt. Ich möchte Gott danken, ich möchte Gott preisen, und ich möchte die Beziehung, die ich zu ihm habe, feiern. Diese drei Begriffe gehören in den Vorgang hinein, in das, was das hebräische Verbum (jdh) sagt: Lobpreis, Dank und gelebte Beziehung. Das will der Psalmbeter, wenn er durch das Tor hineingehen wird, Gott bringen. Das Lob, den Dank, und im Lob und Dank die Beziehung mit Gott erfahren und stärken. Für eure Zeit der Betrachtung: Verweilt beim Anklopfen am Tor und eurem Rufen. Beim Warten in der Freude, dass euch geöffnet wird. Ihr seid gewürdigt, dass jemand kommt und aufmacht, und er wird euch auftun. Soweit der Impuls heute Vormittag. TEXT UND AUDIODATEI Der Text des Impulses zu Psalm 118,19 ist leicht bearbeitet und gekürzt. Die unbearbeitete Fassung kann man gleich hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diesen Impuls herunterladen unter: »Psalm 118,19 MIR WIRD GEÖFFNET« Sonntag, 25. August 2024 Ulrike schreibt: Ich bin am Freitagabend von Rasa aus nach Liestal gefahren. Grund dafür ist, dass unser bzw. "mein" Vikar, den ich in den letzten beiden Jahren begleiten durfte, gestern in der Stadtkirche ordiniert wurde. Sie waren zu dritt, drei junge Menschen, die nach Studium und Ausbildung nun ins Pfarramt gehen. Wobei zwei von ihnen bereits an ihrer Dissertation arbeiten und sich wissenschaftlich weiter qualifizieren. Es war ein schöner Gottesdienst. Als ich die drei jungen Menschen vorne stehen sah, habe ich mich gefragt, ob eine Kirche mit überwiegend gealterten Pfarrerinnen und Pfarrern die jungen Kolleginnen und Kollegen überhaupt ans Ruder lassen wird? Ob die jungen Pfarrpersonen Entscheidungen über den Weg der Kirche treffen dürfen, oder ob sie mit einem "schön, dass ihr da seid" in die bestehende Institution, ihre Abläufe und längst vollzogene Entscheidungen hineingeholt werden. Am Freitag gab es am Abend tatsächlich einen durchgehenden Zug von Locarno nach Liestal bzw. Basel. Das ist gut zu wissen für künftige Fahrten! Der Zug gehört zur Süd-Ost-Bahn, ist sehr gepflegt, fast persönlich und rundum angenehm. Heute muss ich - für die Rückfahrt nach Rasa - viermal umsteigen, bis ich in Verdasio bin, von wo aus die Seilbahn nach Rasa hoch fährt. Gestern Mittag ging die Zeit für die meisten Teilnehmerinnen der Schweige-Exezitien zu Ende und am Abend reiste die neue Gruppe an. Wolfgang wird mit ihnen weiterhin Psalm 118 betrachten. Donnerstag, 22. August 2024 Ulrike schreibt: Nun sind wir schon den vierten Tag in Rasa. Die Sonne scheint. Heute hat es ein bisschen geregnet. Mich hat beeindruckt, dass bei den Körper- und Atemübungen, die wir am frühen Morgen im Freien anbieten, sich niemand vom Nieselregen hat abhalten lassen. Das war eine schöne Erfahrung. Für diejenigen, die in Gedanken mit mit bei den Schweige-Exerzitien sind, habe ich einen der Impulse zu Psalm 118 bereits verschriftlicht. Um der besseren Lesbarkeit willen habe ich ihn leicht überarbeitet. Wollen Sie den Beitrag lieber anhören? Hier können Sie die Audio-Aufnahme im Original hören: Psalm 118,6-9 SICH IN ALLER BEDROHUNG GESICHERT WISSEN Eine Vorbemerkung: Leben heisst unter anderem auch ‹bedroht sein›. Von Anfang an, schon vor der Geburt und von der Geburt an. Wir müssen uns ein Leben lang damit auseinandersetzen, wie wir mit Bedrohungen umgehen. Und zwar zum einen mit realen Bedrohungen, zum anderen prophylaktisch mit möglichen Bedrohungen. Die treffen vielleicht ein, vielleicht auch nicht. Das betrifft unsere Lebenshaltung. Wie verhalte ich mich, wie fühle ich mich, wie plane ich, welche Rolle spielen für mich mögliche Bedrohungen? Es gibt Menschen, die schützen sich in jedem Moment vor allen möglichen Bedrohungen, obwohl gar keine da sind. Es gibt einen anderen Weg, und ich denke, der hat mit dem Glauben zu tun: Glauben heisst, sich in aller Bedrohung gesichert zu wissen. Der Glaube ist kein Mittel, mit dessen Hilfe Bedrohungen in meinem Leben verschwinden. Sondern im Glauben lerne ich, auf gute Weise mit Bedrohung umzugehen. Ich lese den Abschnitt für heute Vormittag, Psalm 118,6-9: 6 Der HERR ist für mich, ich werde mich nicht fürchten. Was könnte ein Mensch mir tun? 7 Der HERR ist für mich unter denen, die mir helfen. Ich werde herabsehen auf meine Hasser. 8 Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen, als sich auf Menschen zu verlassen. 9 Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen, als sich auf Edle zu verlassen. Noch einmal: Es geht hier um den Umgang mit Bedrohung. Und zwar mit wirklicher Bedrohung, die eintrifft, sowie mit möglicher Bedrohung. Es geht also um meine innere Haltung im Blick auf das, was mich umgibt und im Blick auf das, was kommt. Wenn wir drei deutsche Übersetzungen dieser Verse vergleichen, dann fällt in Vers 6 auf: Die Elberfelder übersetzt mit dem Blick auf die Zukunft: «Ich werde mich nicht fürchten». Martin Buber übersetzt mit einer Gegenwartsformulierung: «Ich fürchte nicht». Und Samson Rafael Hirsch übersetzt mit einem Blick in die Vergangenheit: «Darum fürchtete ich nicht». Hirsch geht davon aus, dass das Nicht-Fürchten eine Erfahrung ist, die ich bereits in der Vergangenheit gemacht habe. Buber übersetzt und sagt: Das ist eine Haltung, in der ich heute – gegenwärtig – lebe. Und die Elberfelder: Es ist eine Haltung im Blick auf meine Zukunft, meine Hoffnungen und meine Befürchtungen gegenüber dem, was auf mich zukommt. Das sind drei Möglichkeiten, den Text zu übersetzen und sie sind alle drei richtig. Es gibt alle drei Möglichkeiten und die stimmen auch. Was bedeutet das? Ich schlage euch vor, aus dieser Beobachtung eine Übung zu machen. MEIN INNERES GEWISS WERDEN LASSEN Der Satz «Der Herr ist für mich. Darum fürchte ich nicht» ist wie die Formulierung eines Vorsatzes. Ich entdecke eine Dimension in meinem Glauben, in meiner Beziehung zu Gott. Ich mache mir deutlich, ich spreche mir selber zu und mache mich daran fest: Weil Gott bei mir ist, und ich bei IHM bin, darum fürchte ich nicht. Warum? Wenn Gott bei mir ist, was kann mir ein Mensch noch antun? Ich halte das für eine der grossen Einübungen des Glaubens. Nicht, dass ich Gott um etwas bitten müsste. Sondern ich werde mir gewiss, dass ER mir mit seiner Gegenwart etwas gebracht hat, mir etwas schenkt: die Furchtlosigkeit. Das meint nicht, dass es nicht Anlass zur Furcht gäbe. Es gibt Bedrängnis, es wird Bedrohung geben. Ich werde mein Leben immer wieder in Situationen vorfinden, die bedrohlich sind. Aber ich weiss jetzt schon: ER ist bei mir, darum fürchte ich nicht. Der Vers 6 im Psalm 118 erinnert uns an einen Abschnitt, den Paulus im Römerbrief formuliert. «Ist Gott für uns, wer kann dann wider uns sein?» (Römer 8, Vers 31) Der ganze Abschnitt von Vers 24 an bis zum Ende des Kapitels entfaltet diesen Grundgedanken: Gott ist mit uns. Wer kann dann noch gegen uns sein? Paulus zählt am Ende des Kapitels durchaus auch auf: Himmel, Tiefe, Hölle, Engel, Schwert usw. Es gibt viel Bedrohliches, das man aufzählen kann. Das wird nicht weggewischt. Paulus ermutigt auch nicht dazu, die Augen davor zu verschliessen. Nein, diese Bedrohungen gibt es. Aber nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes. Ein erster Impuls besteht darin, mich zu fragen: Tut es mir gut, mein Inneres in diese Gewissheit einzuüben? Eignet sich der Satz, entweder der von Paulus oder der in unserem Psalm: «Der Herr ist für mich, darum fürchte ich nicht. Was können mir Menschen tun?» Eignet sich dieser Satz für mich, dass ich mich an ihn gewöhne? Dass ich mein Inneres an ihm zur Ordnung rufe, dass das im Glauben mit dazu gehört? Das ist also das erste: unser Leben ist unweigerlich ein bedrohtes Leben. Das wird niemand von uns nehmen. Aber in dieser Bedrohung ist ER bei mir. Und darum fürchte ich nicht. MICH AUF MENSCHEN VERLASSEN ... IST GUT Nun kommt es zu einer zweiten Aussage. In Vers 8 und 9 heisst es: «Es ist besser, sich bei dem Herrn zu bergen als sich auf Menschen zu verlassen. Es ist besser, sich bei dem Herrn zu bergen, als sich auf Edle zu verlassen». Nach meinem Lesen wird hier der Gedanke von Vers 6 weitergeführt. Was kann mir helfen, wenn mein Leben in Bedrohung gerät? Und tatsächlich, es ist eine Hilfe, wenn ich Menschen in meiner Nähe habe, auf die ich mich verlassen kann. Die ich fragen kann: «Bist du bei mir?» Vielleicht habe ich das Bedürfnis, nachzufragen, ob zwischen dir und mir noch alles gut ist. Denn wenn es gut ist, dann fühle ich mich in der Bedrohung gewisser und geborgener [Hier nimmt WB die Erläuterungen zum ‹gut sein› aus Vers 1 auf]. Dass ich Menschen suche, dass ich Menschen habe, auf die ich mich verlassen kann, ist nichts Schlechtes. Das gehört zu unserem Menschsein mit dazu. Und doch sagt der Psalm: es ist besser, sich bei Gott zu bergen. Ich glaube nicht, dass der Beter hier einen Gegensatz formuliert: entweder Menschen oder Gott. Sondern er zeigt auf: das sich Verlassen auf Menschen hat Grenzen. GRENZEN ERKENNEN UND MIT IHNEN RECHNEN Das gilt auch im Blick auf den Menschen, der mir lieb ist. Der Mensch, der verlässlich ist, der sich in seiner Beziehung zu mir bewährt hat, auch diese Beziehung hat Grenzen. Ich werde reif in der Beziehung zu anderen Menschen, wenn ich diese Grenzen erkenne und mit ihnen rechne. Halte ich den andern für grenzenlos, sage ich zum Beispiel «Du bist immer bei mir», «Du wirst mich aus jeder Not erretten», dann mache ich den andern zu einem Gott. Diesen Anspruch kann kein Mensch einlösen. Auch der liebste Mensch nicht. Auch der Mensch, der mich zutiefst liebt, ist kein Gott. Nach meinem Lesen sagt dieser Gedanke im Psalm also nicht: Es ist schlecht, sich auf Menschen zu verlassen. Sondern eher: Es ist zu wenig. Es ist gut, aber als Ganzes ist es zu wenig, sich auf Menschen zu verlassen. Dass ich mich auf Menschen verlassen kann ist wie eine Anzahlung, eine Erfahrung, die ich machen kann. Und diese Erfahrung ist gut. Aber sie verweist mich auf etwas, was darüber hinaus liegt. Auf etwas, was ich von keinem Menschen erwarten kann und was kein Mensch einlösen kann. Es ist besser, sich bei Gott zu bergen. MICH AUF GOTT VERLASSEN ... IST BESSER Eigenartig ist, dass der Psalm in Vers 8 und 9 zwei verschiedene Verben benützt. Das eine Verbum heisst: sich verlassen [בטח], nämlich auf Menschen, bzw. auf die Edlen. Das ist eine Auswahl von Menschen, die ganz ‹besonders› sind. Ich habe mir vielleicht ‹besondere› Menschen ausgesucht und gelernt, mich auf sie zu verlassen. Sie haben das vielleicht auch eingelöst. Dieses Wort, «sich verlassen auf» kommt im Alten Testament immer wieder auch vor, um das Verhältnis zwischen mir und Gott zu beschreiben. Auch Gott ist der, auf den ich mich verlassen kann. Es wird manchmal übersetzt mit «ich habe mich angeklebt an ihn» oder «ich habe mich wie mit einem Seil mit ihm verbunden». Das ist derselbe Begriff. So, wie ich es einem Menschen gegenüber mache, mich an ihn zu binden, mich mit ihm zusammenzubinden, so kann ich es auch Gott gegenüber tun. Noch einmal, das ist nichts Falsches. Aber wenn es nur das gibt, dann ist es zu wenig. Darum sagt der Vers eben nicht: Es ist falsch, sondern es gibt etwas, das besser ist. Das Bessere ist das, was wir für unser Leben nötig haben. Es ist besser, sich beim Herrn zu bergen [חסה] Das Verbum, das hier für bergen steht, verweist auf einen Ort der Geborgenheit, eine Kammer, eine Höhle. Etwas, das mich von allen Seiten umgibt, wo mich keine Bedrohung mehr erreicht. Dieses Verb wird auch gebraucht im Bild, in dem Gott von sich sagt, er würde die Menschen um sich sammeln wie eine Henne ihre Küken. Die Henne macht die grossen Flügelfedern auf und schart gleichsam ihre Küken vor der Bedrohung an sich heran und deckt sie zu. Dieses Verb steht in Vers 8 und 9: geborgen sein. Geborgensein ist etwas, nachdem wir uns – so vermute ich – alle sehnen. In manchen Augenblicken kann es uns ein Mensch ahnungsweise geben. Aber letztlich kann von keinem Menschen ganz eingelöst werden, dass er uns immer birgt. Auch ich kann keinem anderen versprechen, dass er bei mir endgültige Geborgenheit findet. Würde ich das tun, würde ich meine Grenzen, die ich habe, leugnen. Darum ist es gut, wenn wir im Glauben entdecken und einüben, dass es diese Geborgenheit bei Gott gibt. Und dass sie das Bessere ist. WIR WEISEN ÜBER UNS SELBST HINAUS Es ist etwas Gutes, Geborgenheit zu suchen, zu bekommen, sich auf andere zu verlassen. Die Erfahrung zu machen, dass jemand verlässlich ist. Und gleichzeitig zu ahnen, dass das letztlich nicht reicht. Es kann nicht reichen, und es muss auch nicht reichen. Wir helfen uns gegenseitig zu diesem Wissen gerade dann, wenn wir beieinander Verlässlichkeit suchen. Wir helfen uns, indem wir über uns selber hinausweisen auf den, bei dem es diese Verlässlichkeit ohne Grenzen geben wird und schon heute gibt. Einübung bedeutet: Wir üben uns ein in die Zuversicht, dass Gott für uns ist und auch in dem, was kommt, für uns sein wird. Ich lese den Abschnitt noch einmal: Der HERR ist für mich, ich werde mich nicht fürchten. Was könnte ein Mensch mir tun? Der HERR ist für mich unter denen, die mir helfen. Ich werde herabsehen auf meine Hasser. Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen, als sich auf Menschen zu verlassen. Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen, als sich auf Edle zu verlassen. Dienstag, 20. August 2024 Ulrike schreibt: Seit gestern sind Wolfgang und ich in Rasa/ Tessin. Im August 2023 waren wir das letzte Mal hier oben, denn im März 2024 fuhr die Seilbahn nicht und wir waren mit den Schweige-Exerzitien ins Hotel Paladina an den Luganer See umquartiert worden. Es hat für mich etwas Überraschendes, dass wir tatsächlich wieder da - wieder in Rasa - sind. Es ist alles bekannt und für mich doch wie neu. Für die von euch, die darauf warten: Wolfgang wird die Impulse zu Psalm 118 zum Nachhören und/ oder Mitlesen zur Verfügung stellen. Ich habe mich heute Nachmittag mit meiner Berliner Cousine in Ascona getroffen. Zufälle gibt es!!! Sie ist mit ihrer Familie - ohne dass wir uns abgesprochen haben - auch gerade am Lago Maggiore. Wir sind - wie andere ältere Damen - munter plaudernd nebeneinander her im See geschwommen, haben Windbeutel gegessen, Cappuccino getrunken und unsere Einsichten über das Leben ausgetauscht. Das war ein schöner Nachmittag! Sonntag, 18. August 2024 Wolfgang schreibt: Die andere Wange hinhalten. Die angekündigte Predigt über Matthäus 5,38-48 hat Ulrike heute in der Stadtkirche Liestal sowie im Gemeindezentrum Seltisberg gehalten. Sie kann man direkt hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: »2024-08-18 Die Wange hinhalten« Samstag, 17. August 2024 Ulrike schreibt: Morgen feiern wir in Liestal (9.30 Uhr) und in Seltisberg (11 Uhr) Gottesdienst - und dann ist um 18 Uhr Abendfeier mit Abendmahl. Um 11 Uhr kommt LM mit ihrem Kaffi-Mobil zum Gottesdienst. Ich fand das eine ganz schöne Idee. Neben Beruf und Familie hat LM ein Kaffi-Mobil erworben: «Den Menschen, die ein offenes Ohr brauchen, meine Zeit schenken. Mit ihnen einen guten Kaffee trinken und ihre Geschichte wertschätzen. Ich möchte gegen Einsamkeit ankämpfen!» Ich werde sie morgen im Gottesdienst nach sich und ihren Erfahrungen fragen. Und im Anschluss gibt es für jede und jeden eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Ich habe heute vorsichtshalber auch gebacken, weil morgen vielleicht ein paar mehr Leute kommen als sonst ... :-) In der Predigt wird es um «Mich wehren - oder darauf verzichten?» gehen. Jesus sagt denen, die ihm folgen: «Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Wange schlägt, dem wende auch die andere zu.» ... In diesem Abschnitt der Bergpredigt geht Jesus davon aus, dass seine Jünger sich wehren können. Sie haben aber die innere Freiheit, darauf zu verzichten. Sie müssen sich nicht wehren. Ich werde in der Predigt mit einer Erfahrung beim letzten Flug von Basel nach Berlin einsetzen: An der Sicherheitskontrolle gab es keine Schlange, es war alles frei und nur vorn an der Kontrolle standen ein paar Reisende. Nun läuft man im Regelfall einen durch Absperr-Bänder vorgezeichneteten Weg. Weil aber eh niemand ausser mir da war, habe ich mich unter den Bändern hindurch gebückt, um den Weg zur Kontrolle abzukürzen. Da pfeift mich ein Angestellter zurück und besteht mit Gesten darauf, dass ich den Weg wieder zurück gehe und von vorne den ‹vorgeschriebenen› Weg gehe. Ich war dermassen verblüfft, wusste erst gar nicht, was er meint. Und habe für mich selbst überlegt, was ich fühle. Und in welcher Weise ich reagiere. ... Eine schöne Erfahrung war, dass ich in mir einen Raum gefühlt habe: ich kann reagieren, ich muss es aber nicht. Ich habe die Freiheit, so oder so zu handeln. [Von diesem inneren Raum hat der Existenzanalytiker Viktor Frankl geschrieben: Auch da, wo einem Menschen Schlimmes - in meinem Fall war es ja nur eine sinnlose Massregelung - widerfährt, kann er Stellung dazu beziehen. Wichtig sei es, nicht unmittelbar zu reagieren, sondern den inneren Raum als Ort der Ermächtigung zu erfahren.] Ich überlegte also, ob ich den Angestellten anspreche, nach seinem Namen frage, ihm hinterher gehe. Er war dann aber - als ich vorne an der Kontrolle war - ziemlich fix verschwunden. In der Bergpredigt: Ich meine es ist wichtig, sich wehren zu können. Wer sich nicht wehren kann, den braucht man auch nicht ermuntern, es zu lassen. Und in einem Akt der Freiheit «die zweite Wange hin zu halten». Denn ich kann nur auf das verzichten, was ich zuvor erworben habe. Das gilt meiner Meinung nach für viele Bereiche des Lebens. Hier sind einige Beispiele: - Die Frau, die um einer grösseren Aufgabe willen auf die Ehe oder eine Partnerschaft verzichtet. Das ist in dem Fall ein Verzicht, dass sie die Möglichkeit hatte, sich zu binden. - Der Mann, der um seiner Familie willen auf eine berufliche Karriere verzichtet. Das ist in dem Fall ein Verzicht, wenn er die Möglichkeit zur Karriere hatte, gefragt wurde und ‹nein› gesagt hat. - Die Familie, die in einer Streitsache auf das Durchsetzen ihres Rechtes verzichtet. Das ist in dem Fall ein Verzicht, wenn sie ihr Recht durchsetzen könnten. Und trotzdem sagen: Wir haben die Freiheit, es auch so gut sein zu lassen. Das sind also einladende Worte für den Gottesdienst morgen. Es geht spannend weiter in der Predigt, das Erzählte ist noch nicht alles. Samstag, 10. August 2024 Ulrike schreibt: Jetzt ist es wirklich Sommer geworden, und an ziemlich jeden Tag ist es heiss. Die Schwimmbäder sind voll - mir zu voll -, und darum gehe ich kaum schwimmen. Aber abends, kurz vor Sonnenuntergang, gehe ich im begrünten Teil vom Gitterli laufen. Und geniesse das sehr! Da sind dann meist junge Männer, die Krafttraining im Bewegungspark machen, Tamilinnen, die mit Walking-Stöcken ihre Runden drehen, und Jugendliche teilen sich den Platz zum Fussball spielen. Wir haben diese Woche die Abendfeier für nächsten Sonntag (18 Uhr) vorbereitet. Wir betrachten einmal im Monat die Jahreslosung ‹Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe› (1. Korinther 16,14) in jeweils einer konkreten biblischen Erzählung. Was heisst das, den anderen zu lieben? Am Sonntag sind wir bei der bekannten Erzählung vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,33-37). Ich selbst bleibe an den Verben hängen. Daran, was dieser Mann tut: er sieht - er hat Mitleid - er hält an - er fasst den andern an - er gibt sein eigenes Geld für ihn - er hakt die Geschichte nicht einfach ab, sondern kommt wieder. .... Ich werde am Sonntag nicht die biblischen Impulse machen, aber wenn ich sie machen würde, wäre das Anhalten, das Stehenbleiben beim Anderen, mein Thema. Bin ich bereit, stehen zu bleiben? Für jemand anders meinen Weg zu unterbrechen? Ich habe eine lebhafte Erinnerung an einen Autounfall im Osten Deutschlands, wo die Strasse im Schatten einer Brücke plötzlich überfroren war. Wolfgang und ich haben uns mit dem Auto überschlagen und sind in einem Feld auf dem Dach liegen geblieben. Ich bin aus dem Auto gekrabbelt, zurück zur Strasse gegangen und habe an der Strasse ein Auto angehalten. Der Fahrer hat unwillig gehalten und tatsächlich gesagt, dass es ihm überhaupt nicht passen würde, mich mitzunehmen, um Hilfe zu holen, weil er in zehn Minuten einen Termin woanders hat. ... Für mich war schlimm, dass es solche Reaktion überhaupt gibt, das hatte ich vorher nicht gewusst. Die Geschichte vom barmherzigen Samariter wird übrigens oft falsch verstanden, auch diese Woche bei uns im Vorbereitungsteam. Es gibt einen exzellenten Artikel vom Theologen Guido Baltes, in dem er mithilfe geschichtlicher Quellen und Beispiele das Verhältnis von Juden und Samaritanern nachzeichnet. Leicht verständlich geschrieben und spannend zu lesen: www.bibelentdeckungen.de/artikel/jesus-und-die-aussenseiter-teil-5/ Hier die ersten Sätze des Artikels: ‹Immer wieder hört man in Predigten und Bibelauslegungen, dass Menschen, denen Jesus begegnete, im Judentum „ausgegrenzt“, „geächtet“, „ausgestossen“ oder „verhasst“ waren. Aber war das Judentum wirklich eine so ausgrenzende und hasserfüllte Religion? Im fünften und letzten Teil der Serie widmet sich der Autor dem Verhältnis zwischen Juden und Samaritanern. Dass Juden und Samaritaner Todfeinde waren, das lernt jedes Kind schon im Kindergottesdienst: Niemals hätte ein Samaritaner einem halbtoten Juden am Wegrand geholfen. Und niemals wäre ein Jude bereit gewesen, einen Samaritaner zu lieben wie sich selbst. Niemals hätte eine jüdischer Rabbi mit einer samaritanischen Frau gesprochen, und überhaupt pflegten die Juden bei Ihren Reisen einen grossen Bogen um das Land der Samaritaner zu machen. In vielen Predigten erscheinen Juden und Samaritaner als bis aufs Blut befeindete Völker, deren modernes Gegenbild man im Konflikt zwischen Juden und Palästinensern wiederzuerkennen meint. Andere vergleichen die Einstellung der Juden gegenüber den Samaritanern mit dem Rassenhass der weissen Bevölkerung im Süden der Vereinigten Staaten zur Zeit von Martin Luther King. Und die Moral, die wir am Ende vom „barmherzigen Samariter“ lernen, ist, dass wir auch die Ausländer und die Todfeinde lieben sollen. Aber wie verfeindet waren Juden und Samaritaner wirklich? Und waren die Samaritaner in den Augen der Juden wirklich „Ausländer“? Wie immer in dieser Reihe möchte ich einen Blick in die antiken Quellen werfen, um ein verzerrtes Bild ein wenig grade zu rücken.› Das tut Guido Baltes, und dann merkt ihr, dass es historisch ganz anders war ... ! Der Artikel endet: Eine passende Analogie von Juden und Samaritanern wäre die von „Landeskirchlern und Freikirchlichern“. Man berief sich auf dieselbe Schrift, folgte aber in der Praxis unterschiedlichen Auslegungen. Man ass und trank zusammen an einem Tisch, jüdische Rabbis und samaritanische Lehrer führten gemeinsam Lehrgespräche über die richtige Auslegung der Tora. Und man hat auf Reisen auch keinen Bogen um Samaria gemacht. Montag, 5. August 2024 Ulrike schreibt: Langsam neigen sich die Ferien im Baselbiet dem Ende zu. Wolfgang und ich haben das biblische Buch Micha heute zu Ende übersetzt. Was Belletristik betrifft, lesen wir miteinander ‹Die Hochzeit der Chani Kaufmann› (deutsch 2015), einen Roman von Eve Harris. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Heirat der 19jährigen Chani und des 20jährigen Baruch in London. Beide kennen sich nicht wirklich - Hochzeiten werden bei den Chassidim arrangiert - und hoffen unabhängig voneinander, dass ihr zukünftiger Partner weltoffen, lustig und v.a. partnerschaftlich ist. Dass er ihr Leben ‹besser› macht, als es im Setting ihrer Herkunftsfamilien ist. Das Buch ist gut geschrieben. Für mich sind es ein bisschen viele Nebenstränge, ich bin gespannt, wie es bei den beiden Hauptpersonen weitergeht. In Berlin ist das Chaos bei den Berliner Verkehrsbetrieben bemerkenswert. Zu wenig Gleise, die Züge blockieren sich wechselseitig. Nach längerem Warten im Zug bin ich z.B. am Hauptbahnhof ausgestiegen und zu Fuss zur Museumsinsel gelaufen. Diese Woche habe ich in Liestal vor allem Vorbereitungstreffen in der Kirchgemeinde. Für eine Taufe im Oktober, für einen Festgottesdienst der Liestaler Schützengesellschaft im September und manches mehr. Innerlich habe ich die Schweige-Exerzitien in Rasa (ab 19. August) vor Augen und freue mich. Mitten drin kehre ich - wie meistens - für einige Tage nach Liestal zurück. Hauptgrund dafür ist, dass unser Vikar, den ich zwei Jahre begleitet habe, am 24. August in der Stadtkirche ordiniert wird. Ich werde ihn vermissen, er hat als junger gut ausgebildeter Mensch Sichtweisen aufs Gemeindeleben, die wir brauchen würden. Es gibt übrigens - zahlenmässig - nur noch wenig theologischen Nachwuchs in der Schweiz und in Deutschland. Irgendwo habe ich gehört, dass in Deutschland das Verhältnis von Theologieprofessoren und Theologiestudierenden mittlerweile bei 1:2 liegt. In der Schweiz sind es ebenfalls wenige junge Menschen, die ins Pfarramt wollen. Und sie werden das Profil der reformierten Kirche verändern. Der wer jetzt (noch) Pfarrerin wird, ist (1) weiblich, hat (2) eine freikirchliche Prägung und ist (3) multi-professionell aufgestellt. Hat also bereits einen anderen Beruf gelernt oder sich neben dem Theologiestudium zur Sozialarbeiterin, Musikerin etc. ausbilden lassen. Donnerstag, 1. August 2024 Ulrike schreibt: Heute ist mein dritter Tag in Berlin. Es ist so heiss, dass ich gestern im Sommerbad am Olympiastadion war. Es war sehr gut besucht - seeeehr voll - und es braucht einiges an Selbstbewusstsein, sich in die Bahnen der Streckenschwimmerinnen einzureihen, auf engem Raum zu überholen und sich überholen zu lassen. Beeindruckend sind die jungen Leute am Sprungturm, von denen einige vom 10m Turm aus mit Rückwärts-Salti ins Wasser springen. Es ist nicht schwer - ich bin als Jugendliche auch viel gesprungen - braucht aber Selbstdisziplin. Neben den normalen Bademeistern (in rot gekleidet und fast alle männlich) gibt es Aufsichtspersonal (in schwarz gekleidet und überwiegend türkisch), die ein ‹We watch› Logo auf der Brust haben. Das scheint gut zu klappen, denn die Stimmung im Bad ist gut, obwohl es - wie gesagt - voll ist. Am Drehkreuz am Eingang zum Bad musste ich übrigens wie jeder andere meine Tasche öffnen (keine Messer, keine Glasflasche?) und meinen Ausweis zeigen. Es ist das Bad, das für die Olympischen Spiele 1936 gebaut wurde. Für mich hat diese Umgebung etwas Berührendes: Der historische Ort ist noch so ‹anwesend›; sicher auch, weil die Stadt Berlin kein Geld hat, um neu zu bauen. Die historischen Zuschauertribünen am Schwimmbad sind einfach nur abgedeckt, damit sie nicht weiter verfallen. Ich habe mich mit der Schriftstellerin Sara Klatt getroffen, die im April nächsten Jahres zu uns nach Liestal kommt - eine ausgesprochen schöne Begegnung. Heute treffe ich mich mit Dr. Heidrun Kaletsch. Wir werden im Februar 2025 eine gemeinsame Vortragsreihe in Liestal anbieten: «Loslassen - gut sein lassen - frei werden: Impulse und Gespräche in biblischer und therapeutischer Perspektive». Da geht es (mein Beitrag) um das, WAS JESUS VOM VERGEBEN SAGT. Ich werde mit den Teilnehmerinnen das Kapitel 18 im Matthäusevangelium betrachten. Heidrun Kaletsch spricht über SCHULDIG WERDEN IN BEZIEHUNGEN: In der Praxis ist sie häufig mit dem Problem der Vergebung in Beziehungen konfrontiert («Ich kann meinem Partner/meiner Partnerin nicht vergeben»… oder: «Ohne eine Entschuldigung von X kann ich nicht weitermachen, ich verlange eine Entschuldigung». Heidrun: Interessanterweise hilft die Entschuldigung, selbst wenn sie kommt, nur wenig. Der andere reagiert mit: «Das sagst du nur so». An einem weiteren Abend richten wir den Blick auf SELBSTVORWÜRFE: Da macht sich jemand Vorwürfe, hadert mit sich selbst und hängt fest an einer Schuld, einem Versäumnis, einer verpassten Gelegenheit. Hier beginnt die Arbeit des Loslassens. Darüber spricht Heidrun Kaletsch mit uns mit einigen Beispielen aus der Praxis. ... Merkt euch schon einmal die Woche 7 vor (11.-14. Februar 2025) Ich war gestern erst im Museum für Fotografie, direkt am Bahnhof Zoo, eigentlich wegen der Ausstellung ‹Berlin revisited›. Ich dachte, dass ich Bilder vom Berlin meiner Kindheit (70er Jahre) und Bilder derselben Orte (2020-2024) sehe. Für mich hatten die Bilder von Renate von Mangoldt überwiegend keinen biografischen Bezug, weil es (für mich) irgendwelche Strassenecken in irgendwelchen Bezirken waren. Und ich habe auch keine ‹Idee› darin gesehen. Mehr berührt hat mich die Ausstellung mit Fotografien von Helmut Newton. Das Haus beherbergt eine ständige Ausstellung mit dem Newton-Nachlass und bis November 2024 eine Sonderausstellung ‹Berlin, Berlin› über den Heimatbezug des Fotografen. Für mich sind die Bilder vor allem Zeitgeschichte. Oft sind Frauen in Szene gesetzt, oft nackt oder in Unterwäsche, und wenn Männer mit im Bild sind, sind diese vollständig bekleidet. Eine befremdliche Zuordnung von Männern und Frauen, zumal die Frauen in ihrer Nacktheit als selbstbestimmt inszeniert werden (direkter Blick, perfekt geformte Körper, sorgfältig in Szene gesetzte Behaarung). Und gleichzeitig definiert sich die Frau durch die Anwesenheit des betrachtenden Mannes - bzw. oft: der sie betrachtenden Männer. ... Ich frage mich, wie es kommt, dass dieses Museum in dermassen exponierter Lage heute noch überlebt. Gleich danach - es war eine Frage meiner Zeit - war ich in der Frans Hals Ausstellung in der Gemäldegalerie am Potsdamer Platz. Der Bequemlichkeit halber mit Audio-Guide. Das lohnt sich: eine gute Einführung in die Zeitgeschichte des 17. Jahrhunders in den Niederlanden, in das Leben der - wie Frans Hals vor den spanischen Eroberern nach Haarlem - gezogenen reformierten Bürgerinnen und Bürger. Porträts und Genredarstellungen sind lebendig, drücken das Ich-Bewusstsein der Dargestellten aus, es macht Spass, sie anzusehen. Die Ausstellung war auch sehr gut besucht. Samstag, 27. Juli 2024 Ulrike schreibt: Gestern habe ich die letzte ‹meiner› Abdankungen in diesem Sommer gefeiert. Sie war auf dem Seltisberg und es war ein so schöner Abschied, dass ich mir merke: so kann man es als Familie auch machen. Mit eigenen Beiträgen, mit der Musikauswahl, dem anschliessenden Apéro im Schatten der Linden und überhaupt: mit einer grosszügigen und vertrauensvollen Haltung dem Anlass gegenüber. Das hat mir gut gefallen. In der nächsten Woche werden Wolfgang und ich einige Tage in Berlin sein. Wir besuchen meine Eltern, und ich nehme mir Zeit, Dinge zu erledigen, die mir schon eine Weile aufliegen. Es gibt auch Ausstellungen in Berlin, die ich gern sehen würde: in der Gemädegalerie eine Ausstellung mit Bildern des niederländischen Malers Frans Hals, und im Neuen Museum eine Ausstellung über Papyri und weitere Funde auf der Nil-Insel Elephantine: «Berlin beherbergt eine der weltweit grössten Sammlungen zu Elephantine neben dem Musée du Louvre und dem Brooklyn Museum, beide Kooperationspartner*innen der Ausstellung. Die Texte berichten von Pluralität, Familie, Religion, Handel, Recht oder Medizin» (https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/elephantine/) Ich war 2018 im Rahmen einer Ägyptenreise auf dieser Insel, und war beeindruckt. Es gab im 6., vielleicht schon im 7. Jahrhundert vor Christus eine aramäischsprachige jüdische Gemeinschaft auf Elephantine mit einem eigenen Tempel, und man kann lernen wie Jüdisch-sein in der Diaspora aussah. Heuteabend geht´s ins Schwimmbad und morgen bin ich im Gottesdienst meiner Kollegin Claudia Bach. Im Rahmen unserer Predigtreihe spricht Claudia darüber, was «Klettern und Glauben» miteinander gemeinsam haben. Herzliche Einladung! Donnerstag, 18. Juli 2024 Ulrike schreibt: In der Kirchgemeinde ist es für mich gerade viel, trotz der Ferienzeit. Ich war diese Woche in beiden örtlichen Pflegezentren für Gottesdienste, Ich bereite mehrere Abdankungen für nächste Woche vor. Weil Lebensläufe individueller geworden sind, sind auch die Ansprüche an die Gestaltung der Beerdigungen individueller geworden. Die Musikwünsche zum Beispiel reichen vom Baselbieter Lied (wir leben hier im Kanton Baselland) bis zu Elvis Presley und Chopin. ... Das erfordert besonders von Musikern ein hohes Mass an Professionalität. Aber auch von uns Pfarrerinnen: denn man muss die Fäden in der Hand behalten und gleichzeitg nach mehreren Richtungen hin Übergänge und Verbindungen schaffen. Diesen Sonntag feiern wir Gottesdienst in Liestal und Seltisberg (9.30 Uhr und 11 Uhr). Ich werde im Rahmen unserer Sommer-Predigtreihe über Glauben und reisen - .... haben einiges gemeinsam predigen. In den biblischen Berichten gibt es meines Wissens keine Erholungsreisen. Die sind ein neuzeitliches Phänomen :-) Man kennt das Reisen im Kontext von Flucht und Migration, das Reisen zu Handelszwecken und das Wallfahrten nach Jerusalem. Die biblischen Geschichten sind überwiegend Weg-Geschichten. Gott selbst ist unterwegs und darum ist auch Gottes Volk unterwegs. Wer mit ihm geht, wird zum Pilger, zum Fremdling. Lateinisch ‹peregrinari› heisst: in der Fremde sein. Ich habe ein Gemeindemitglied gefragt, ob sie von ihrem Pilgern in diesem Sommer einen Bericht gibt. Heute ist der Prospekt für die Israel-Reise mit Assaf Zeevi und mir erschienen. Ab jetzt kann man sich anmelden. Es ist eine wirklich gute Reiseroute. Ob Gruppenreisen 2025 möglich sind, wissen wir heute noch nicht, aber wir hoffen darauf. Am 5. September laden wir (19.30 Uhr) in unsere Kirchgemeinde ein, und Assaf Zeevi wird uns von der Situation im Land erzählen und davon, was wir bei touristischen Reisen beachten. Ich hoffe, dass Dr. Frauke Junghans die Reise wieder mit mir leiten wird. Und für die Tage, die wir direkt am Ufer vom See Genezareth verbringen, habe ich Dr. Bernhard Ott gebeten, dass er uns in die Bergpredigt - in die Lebensführung Jesu und seiner Jünger - mit hinein nimmt. Wenn es Wolfgang von der Gesundheit gut geht, ist er auch dabei. ... Ich glaube, ich bin ganz gut darin, auch mit offenen Variablen gut zu planen :-) Ihr kölnnt euch auch von Deutschland aus für die Reise anmelden - das haben 2023 auch einige Reise-Teilnehmer/innen gemacht. Ihr müsst das wegen der Flugzeiten mit Kultour als dem Veranstalter besprechen. Den Flyer für die Reise könnt ihr direkt hier herunterladen: prospekt-israel-2025 Dienstag, 16. Juli 2024 Ulrike schreibt: In gut vier Wochen beginnen die Schweige-Exerzitien in Rasa/ Tessin. Sie finden statt vom 19.-29. August 2024 (zehn Tage) bzw. für die, die nicht so lange bleiben können oder wollen: vom 19.-24. August 2024 (fünf Tage) bzw. vom 24.-29. August 2024 (fünf Tage). Für die zweiten fünf Tage gibt es erst sechs Anmeldungen (ausser uns beiden). Bitte macht Menschen in eurem Umfeld aufmerksam, die gern betrachten und die gern in der schönen Umgebung des Centovalli unterwegs sind. Wem das Geld für die Schweige-Exerzitien fehlt: die Kursgebühr kann wie immer nach eigener Einschätzung gezahlt werden. Wer wenig hat, soll wenig zahlen; wer mehr hat, darf gern mehr zahlen. Wolfgang lädt ein, den Psalm 118 zu betrachten. Er ist wichtiger Teil der Passa-Liturgie Israels, gehört also in die Erfahrung: Gott hat uns [damals aus Ägypten] in die Freiheit geführt. Gott führt uns heute in die Freiheit. Wolfgang hilft, dass wir im Betrachten Lebensthemen entdecken. Ich nenne ein Beispiel. Im Psalm 118 ruft der Beter zum Lob Gottes auf: «Lobt den HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte: für ewig» (Vers 1) Mir fällt auf: Der Beter nennt im Vollzug des Lobens dann auch die widerständigen Erfahrungen. Er spricht aus, dass er bedrängt ist, von Menschen gestossen wird, dass Gott selbst ihm ein Lernen zumutet (Vers 18). Das heisst: - Man kann Gott nicht erst dann loben, wenn es ‹ausschliesslich Positives› im Leben zu geben scheint - Man lobt nicht, indem man das, was einem schwer fällt, verdrängt, sich betäubt, es zuvor abspaltet Das Loben Gottes ist ein gemeinsamer Raum, der sich jetzt, hier und heute, öffnet. Meine notvollen Erfahrungen, auch solche, die ich meinem eigenen Tun verdanke, sind vorhanden, aber sie sind begrenzt. Sie können Gottes rettendes Handeln nicht infragestellen. Das möchte ich gern betrachten/ meditieren. Oben habe ich Bilder von Rasa eingefügt, vielleicht bekommt ja der eine oder die andere Lust :-) Sonntag, 14. Juli 2024 Ulrike schreibt: Wolfgang und ich wünschen euch einen schönen und gesegneten Sonntag! Wir haben Ferienzeit im Baselbiet, und mittlerweile ist es sommerlich warm. Wir hatten Wolfgangs Kinder und Grosskinder über mehrere Tage hin zu Besuch. Gefreut hat mich, dass die Zweijährige im Schwimmbad die «grosse» Wasserrutsche rutschen wollte. Wie sie entschlossen, mit ihren kurzen Beinen, Stufe um Stufe die etwa 6m hohe Treppe erstiegen hat. ... Ich kann mich erinnern, dass ich als kleines Kind auf dem Spielplatz eine grosse Rutsche aus Stahlrohren - statt der kleinen Rutsche aus Kunststoff - rutschen wollte, und mich sehr überwinden musste. Es hat zwei oder drei Tage gebraucht, bis ich es konnte. Ängste sind schon sehr unterschiedlich verteilt :-) Heute und am nächsten Sonntag feiere ich Gottesdienste in Liestal und Seltisberg. Jetzt im Juli machen wir als Pfarrteam eine Ferien-Predigtreihe: Was hat das, was wir in den Ferien tun, mit dem Glauben gemeinsam? Ich predige über die Gemeinsamkeiten von Glauben und Schwimmen - und wir stellen euch die Predigt dann gern zum Nachhören bereit. Wolfgang und ich haben das (biblische) Buch der Klagelieder übersetzt, das die Zerstörung Jerusalems (587 v. Chr.) beweint. So viel Schmerz, so viel Zerstörung. Und gleichzeitig ist das Lied Ausdruck einer tiefen und zarten Verbundenheit mit Gott, die sich auch dann nicht löst, als Gott die Zerstörung nicht (mehr) hindert. Es beschäftigt mich, dass ein Land vollkommen zerstört und besetzt wird, und dass trotzdem nicht Schluss ist. Gottes Treue zu seinem Weg mit Israel bleibt, und Israel weiss darum. Was vergeht und was bleibt, auch in Zeiten der Zerstörung? Wir erleben meines Erachtens den Niedergang Europas. Europa war griechisch-römischer und jüdisch-christlicher Kulturraum. Rechtsverständnis und Menschenbild waren unser grosses und besonderes Gut. Das verändert sich nun, und ich vermute, dass in diesen Jahrzehnten eine Kultur zu Ende geht. Gott hat nicht versprochen, «die Kultur Europas» zu bewahren. Darin liegt eine Unterschied zu der Treue, die Gott seinem Weg mit Israel versprochen hat. Wolfgang schreibt: Die angekündigte Predig tüber die Parallelen zwischen Schwimmen und Glauben kann man direkt hier anhören: Ganz unten auf dieser Seite [dort, wo die Buchstaben blau werden] können Sie diese Predigt herunterladen unter: »2024-schwimmen und glauben« Samstag, 29. Juni 2024 Ulrike schreibt: Wir sind am Donnerstag gut aus den Ferien zurückgekommen. Das Appartement in Almyrida hat uns gut gefallen, weil grosse Terrasse, wo einem keiner draufguckt, und tatsächlich ein ganz normaler Garten. Das ist selten auf Kreta. Ein bisschen schrebergartenmässig (=selfmade), mit Rasen, Sitzecke unter Oliven und ein paar Beeten. Wir sind von den 30° in Kreta nahtlos zu den 30° in Liestal gewechselt. Hier war aber in den Tagen vorher Unwetter. In unseren Keller ist nicht so viel Wasser gelaufen, aber ich muss(te) trotzdem ausräumen und trocknen. Eine Gelegenheit, um gleich mal wieder aufzuräumen und auszusortieren. Ich bin noch dabei. Ich wollte noch erzählen, dass ich in Kreta Stamnagathi (σταμναγκάθι) kennengelernt habe. Es schmeckt in Richtung Spinat, ist aber die dornige Wegwarte. Das ist ein dorniger kugelförmiger Strauch und ich staune, dass der so ein leckeres zartes Gemüse gibt. Die Blätter werden von den Sammlerinnen mit der Hand zwischen den Dornen herausgezogen. Nun also sind wir in Liestal. Das Grün im Garten ist förmlich explodiert. Einer der Feigenbäume, die ich vor etwa drei Jahren gepflanzt habe, ist mit gut vier Metern doppelt so breit wie noch vor ein paar Wochen. Ich mag den Geruch der Feigenbäume. In unserer Kirchgemeinde arbeite ich ersteinmal Pendenzen ab und freue mich dann auf den Juli. Der ist eher voll, weil dann die Pfarrkolleginnen in den Ferien sind, und ich die Gottesdienste in der Kirche und den Pflegezentren feiere und Beerdigungsbereitschaft und ähnliches habe. Schön ist, dass ich mich auch mit Menschen in der Kirchgemeinde verabredet habe, und dass Wolfgang und ich öfter einmal Gäste haben. Dienstag, 25. Juni 2024 Ulrike schreibt: Heute sind wir von Frangokastello, d.h. vom Meer, aufgebrochen. Man fährt dazu in schier endlosen Serpentinen die Kryoneritis-Berge hoch. Die Hochebene ist wild romantisch, und wir halten in einer Taverne und trinken etwas - weil die Landschaft so schön ist. Wir lesen dort weiter in Léon und Louise von Alex Capus. Der Wirt bringt zum Getränk Darkos (griechisches hartes Brot), Tomaten und Oliven. Eigentlich sind wir nicht hungrig, ist aber lecker. Und als wir gehen, bringt er zwei Stück selbst gebackenen Kuchen. Im Süden gab es überhaupt viel Gastfreundschaft, freundliche Tavernen, super gutes Essen. Wir fahren weiter über die Askifou-Ebene nach Norden. Wir haben zwei Nächte für die beiden letzten Tage in Almyrida gebucht, Kriterium war eine «schöne Aussicht», damit Wolfgang auch etwas davon hat. Nun haben wir ein unerwartet schönes Appartement mit grosser Terrasse, leichtem Wind und Blick auf die Bucht von Almyrida und auf die Halbinsel Akrotiri. Es war ein Kunststück, mit dem Auto hier hochzukommen, so schmal und extrem steil ist die Zufahrt. Ich habe noch keine Ahnung, wie man hier wieder runterkommt, ohne krachend aufzusetzen am Fuss der Zufahrt. Aber, wie gesagt: schöner Blick ... :-) Donnerstag, 21. Juni 2024 Ulrike schreibt: Wir sind in Frangokastello, am Lybischen Meer. Wenn man weit genug gucken könnte, würde man vom Strand aus die Küstenlinie Nordafrikas sehe |
Dokumente |